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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

25. - 28.10.2011, Berlin

Senioren und Verkehrsunfälle – Eine technische und medizinische Überblicksanalyse

Meeting Abstract

  • S. Brand - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • D. Otte - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Leiter der Verkehrsunfallforschung, Hannover, Germany
  • C.W. Müller - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • T. Stübig - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • C. Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • C. Haasper - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 25.-28.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DocWI68-961

doi: 10.3205/11dkou434, urn:nbn:de:0183-11dkou4347

Veröffentlicht: 18. Oktober 2011

© 2011 Brand et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Anzahl Verletzter und Getöteter steigt überproportional in der Gruppe der Senioren. Dies ist durch das ansteigende Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung und parallel anhaltend hohe Aktivitäts- und Mobilitätslevel bedingt. Vorausgegangene Studien haben zudem eine höhere Mortalitäts- und Morbiditätsrate älterer Menschen im Vergleich zur Gruppe jüngerer Menschen bei vergleichbarem Trauma nachgewiesen.

Ziel unserer retrospektiven Analyse aus seiner prospektiv erfassten Datenbank war die Evaluation des Outcomes älterer Menschen involviert in Verkehrsunfälle. Hauptaugenmerk wurde dabei auf Morbidität, Mortalität sowie spezielle Verletzungsmuster des älteren Menschen gelegt.

Methodik: Verletzungsmuster, unfallverursachende Umstände, Umweltbedingungen zum Zeitpunkt des Unfalles sowie Tageszeit wurden prospektiv unmittelbar nach Unfallgeschehen noch am Ort aufgenommen und im Verlauf zur weiteren Verwertung aufbereitet. Die Datenaufnahme erfolgte durch speziell geschultes Personal. Mit diesen erhobenen Daten konnte dann anschließend nach Aufbereitung eine technische und medizinische Analyse inklusive ISS, AIS und MAIS durchgeführt werden. Ein p<0,05 wurde als signifikant gewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Insgesamt wurden 46490 Verkehrsunfallbeteiligte im Zeitraum zwischen 1999 und 2008 analysiert. Hierunter befanden sich 4430 Senioren mit einem Alter von 65 Jahren oder älter. Diese Gruppe bestand aus 2444 Männern und 1969 Frauen. Der MAIS betrug in unserer Gruppe der Senioren MAIS 6 bei 28 Senioren, (0,6%), MAIS 5 bei 34 Senioren (0,7%) und MAIS 4 bei 51 Senioren (1,2%).

In unserer Gruppe der Senioren wurden in der Unfallanalyse insgesamt 2482 Senioren (56%) als Unfallverursacher identifiziert. Die größte Anzahl der Senioren war als aktiver PKW-Lenker in Unfälle verwickelt (n=1928, 43,5%), jedoch verunfallten auch insgesamt 638 Senioren als Fußgänger (14,4%).

In unserer Unfallanalyse zeigt sich eine im Vergleich erhöhte Gefahr schwerer Verletzungen der Senioren. Dies wurde durch einen höheren MAIS und höhere AIS-Einzelwerte für die Körperregionen im Vergleich zu den Jüngeren belegt. Zusätzlich wurden Senioren überproportional häufig als Unfallverursacher identifiziert.

Angesichts der zu erwartenden weiter ansteigenden Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung sowie damit einhergehend dem prozentual zunehmenden Anteil älterer Verkehrsteilnehmer sollte es das Ziel sein, verstärkt auf die Bedürfnisse älterer, im Verkehr aktiver Menschen einzugehen. Hiermit könnte ein weiterer Progress der Unfallzahlen, der Mortalität und Morbidität in der Gruppe der Senioren vermeiden werden. Schlussendlich gilt es hier auch den sozioökonomischen Aspekt mit längeren stationären Aufenthaltszeiten in Krankenhäusern sowie längeren Rehaaufenthalten mit entsprechenden Kosten für das Sozial- und Gesundheitswesen zu beachten.

Schlüsselwörter:Verkehrsunfälle, Senioren, AIS, MAIS, sozioökonomische Aspekte