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Der operative Zugangsweg beeinflusst das femorale periprothetische Knochenremodeling nach Implantation eines zementfreien Titangeradschaftes
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Progredienter femoraler Knochenverlust nach endoprothetischer Versorgung des Hüftgelenkes stellt einen potentiellen Risikofaktor für aseptische Lockerungen und periprothetische Frakturen im Langzeitverlauf dar. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss des operativen Zugangsweges auf den Verlauf der postoperativen periprothetischen Knochendichte (BMD) zu evaluieren.
Methodik: In einer longitudinalen Vergleichsstudie wurde die femorale periprothetische Knochendichte um einen zementfreien Titan- Geradschaft bei 37 Patienten (Gruppe A), die bei primärer Coxarthrose über einen minimalinvasiven, anterolateralen Zugang versorgt wurden, gemessen. Als Kontrollgruppe dienten 53 Patienten, die über einen transglutealen Zugang versorgt wurden. Die durchschnittliche periprothetische Knochendichte (NETAVG) sowie die Knochendichte in den Zonen nach Gruen (ROI 1-7) wurden in der ersten postoperativen Woche (t1), nach 3 (t2), 6 (t3) und 12 (t4) Monaten mittels Dual- Energy- X- Ray- Absorptiometry (DXA) unter Verwendung eines standardisierten Messprotokolls evaluiert. Beide Patientengruppen wurden klinisch (Harris Hip Score, Devane Aktivitätsscore) und radiologisch nachverfolgt. Die statistische Auswertung der BMD- Differenzen in Bezug zum Referenzwert der Ausgangsmessung (t1) wurde mittels mehrfaktorieller univariater Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Für 16 Hüften in Gruppe A (16 Patienten, 6 männlich, 10 weiblich, Durchschnittsalter 63 (35-83) Jahre) und 26 Hüften in Gruppe B (26 Patienten, 14 männlich, 12 weiblich, Durchschnittsalter 58 (45-71) Jahre) wurden 4 konsekutive DXA-Messungen (t1-t4) durchgeführt. Im Nachuntersuchungszeitraum (t1-t4) zeigte sich für die durchschnittliche periprothetische Knochendichte (NETAVG) ein signifikant höherer Verlust in Gruppe B (transgluteal, -7,9%, p=0,005) im Vergleich zu Gruppe A (minimalinvasiv anterolateral, -4,1%). Die Analyse der Knochendichte in den periprothetischen Zonen nach Gruen (ROI 1-7, t1-t4) ergab in Gruppe B signifikant höhere Abnahmen in ROIs 1, 4, 5 und 6. In der radiologischen Verlaufskontrolle (t4) wiesen alle Schäfte in beiden Gruppen eine gute ossäre Integration ohne konventionell- radiologische Zeichen von Stress- Shielding oder diaphysärer Kortikalishypertrophie auf. Die klinische Nachuntersuchung nach 12 Monaten (t4) zeigte hinsichtlich des funktionellen Ergebnisses keinen Unterschied zwischen den Gruppen.
Der operative Zugangsweg beeinflusst das femorale periprothetische Knochenremodeling im ersten postoperativen Jahr nach Implantation eines zementfreien Geradschaftes. Als mögliche Ursache ist eine alterierte biomechanische Belastungssituation des proximalen Femur in Folge unterschiedlicher intraoperativer Weichteilschädigung der Hüftabduktoren zu diskutieren.