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Hüftprothesen bei unter Sechzigjährigen – Was sind die häufigsten Ursachen für die frühe Entstehung einer Coxarthrose?
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: In Deutschland werden jährlich etwa 160.000 primäre Hüft-Endoprothesenimplantationen durchgeführt. Hierbei machen die Patienten mit einem Alter von <60 Jahren mit ca. 30.000 Operationen knapp ein Fünftel aus. Diese Studie beschäftigte sich mit der Frage, welche Prädispositionen für die Entstehung einer frühen Coxarthrose aktuell verantwortlich sind.
Methodik: In den letzten vier Jahren wurden in unserer Klinik 233 Hüft-Endoprothesen-Erstimplantationen bei Patienten durchgeführt, die zum OP-Zeitpunkt <60 Jahrealt waren. Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden die Akten und Röntgenaufnahmen dieser Patienten ausgewertet.
Die Beckenübersichtsaufnahmen (BÜS) wurden auf Hinweise auf eine Hüftkopfnekrose, Coxa profunda, Protrusio acetabuli und M. Perthes untersucht. Zusätzlich wurden die Parameter CCD-Winkel, AC-Winkel, CE-Winkel, Depth-to-width ratio und Extrusionsindex erhoben. Bei dem Verdacht auf ein femoroacetabuläres Impingement (FAI) wurde zusätzlich zu head-ratio und Cross-over-sign (BÜS), auf den axialen Aufnahmen der alpha-Winkel bestimmt.
An Hand der gewonnen Daten erfolgte die Einteilung in folgende Gruppen:Hüftkopfnekrose, M. Perthes, posttraumatisch, rheumatisch, Hüftdysplasie, Coxa valga, Coxa vara, Coxa profunda, Protrusio acetabuli, FAI (Cam-, Pincerimpingement) und idiopatisch.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 65 (27,9%) Patienten mit einer Coxarthrose hatte gleichzeitig ein FAI (Cross-over sign positiv/ head-ratio >1,16/ alpha-Winkel >51°), 47 (20,2%) Patienten zeigten radiologische Zeichen einer Dysplasie (CE-Winkel, AC-Winkel, Depth-to-width ratio, Extrusionsindex). 38 (16,3%) Patienten entwickelten eine Coxarthrose auf Grund einer Hüftkopfnekrose und in 18 (7,7%) Fällen konnte eine isolierte Coxa valga (CCD-Winkel >140°) nachgewiesen werden. Bei 15 Patienten (6,4%) wurde radiologisch eine Coxa profunda nachgewiesen und bei 4 (1,7%) eine Protrusio acetabuli, 12 (5,6%) Patienten entwickelten eine sekundäre Coxarthrose nach M. Perthes. Bei 6 (2,6%) Patienten wurde eine HTP auf Grund einer Osteolyse im Schenkelhals implantiert. In 6 (2,6%) Fällen lag in der Vorgeschichte eine Fraktur im Schenkelhals vor, und in 6 (2,6%) Fällen eine rheumatologische Grunderkrankung. 9 (3,9%) mal wurde keine Ursache für die Entstehung einer Arthrose gefunden und der Fall als idiopathisch eingestuft. Bei Patienten, bei denen vor dem 60. Lebensjahr ein Hüftgelenkstotalendoprothese implantiert wurde, spielten idiopathische Ursachen nur eine untergeordnete Rolle. Eine frühzeitige Erkennung eines FAI, einer Dysplasie und einer Hüftkopfnekrose mit entsprechender Therapie könnte die Inzidenz von Implantationen einer Hüftgelenkstotalendoprothese vor dem 60. Lebensjahr senken.