Artikel
Führt eine vermehrte präklinische Volumentherapie zu einer gesteigerten Letalität? Eine matched pairs Analyse von 1896 Patienten des Traumaregisters der DGU
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Der relevante Blutverlust führt über direkte oder verzögerte Mechanismen zu einem schlechten Outcome nach schwerem Trauma. Die präklinische Volumentherapie ist auch weiterhin eine wichtige gedachte Behandlungsoption. Die Empfehlungen zur Menge der präklinisch verabreichten Flüssigkeit sind weiterhin mit einem geringen Evidenzlevel belegt. Ziel dieser Untersuchung war es den Einfluss der präklinischen Volumengabe auf den posttraumatischen Verlauf von Patienten nach Trauma im Rahmen einer Matched-Pairs-Analyse zu untersuchen.
Methodik: Daten von 51.425 Patienten des Traumaregisters der DGU wurden ausgewertet. Eingeschlossen wurden Patienten, die folgende Kriterien erfüllt haben: ISS≥16 Punkte, primäre Aufnahme, Alter ≥16, Ausschluss eines isolierten SHT, Gabe von mindestens einem Erythrozytenkonzentrat (EK), Blutdruck am Unfallort systolisch ≥60 mmHg und dokumentierte Angaben zu: Volumen, Blutdruck, Gabe von EK`s und Hämoglobinkonzentration. Diese Patienten wurden Aufgrund folgender matched pairs Kriterien in zwei Gruppen (Gruppe 1: 0-1500 ml präklinischem Volumen; Gruppe 2:≥1501 ml präklinischem Volumen) eingeteilt: Intubation am Unfallort (ja/nein), Rettungszeit ±10 min., Rettungsmittel (RTH, NAW), AIS der Körperregionen, Unfalljahr, systolischer Blutdruck und Lebensjahre. Es erfolgte eine Signifikanzanalyse.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 948 Patienten in jeder Gruppe entsprachen den Einschlusskriterien. Es zeigte sich, dass eine steigende Volumengabe mit einem erhöhten Transfusionsbedarf (EK`s (Anzahl): Gruppe 1: 7, Gruppe 2: 8.3; p<0.001) und einer Verminderung der Gerinnungsfähigkeit verbunden (Quickwert: Gruppe 1: 68%, Gruppe 2: 61,5%; p<0.001; PTT: Gruppe 1: 39 sec., Gruppe 2: 46.1 sec; p<0.001) war. Auch der Anteil von Patienten, die mehr als 10 EK`s erhielten war in Gruppe 2 signifikant erhöht. Patienten im Schock (RR sys.<90 mmHg) bei Aufnahme im Krankenhaus waren in beiden Gruppen unabhängig vom gegeben präklinischen Volumen gleich verteilt (25.6%; p=0.98). Mit steigendem Volumen zeigte sich eine signifikant erhöhte Letalität (Gruppe 1: 22,7%, Gruppe 2: 27,6%; p<0.01).
Die hier präsentierten Daten zeigen, dass eine Volumengabe von mehr als 1500 ml in der Präklinik zu einer Zunahme der Letalität nach Trauma führt, daher unterstützen die Autoren dieser Untersuchung das Konzept einer zurückhaltenden Volumentherapie in der präklinischen Versorgung nach schwerem Trauma.