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Prädiktiver Wert verschiedener Thoraxtrauma-Scores beim Polytrauma
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Das Thoraxtrauma beim Schwerverletzten ist mit einer Verlängerung der Beatmungs- und intensivmedizinischen Behandlungsdauer sowie einer höheren Inzidenz posttraumatischer Komplikationen (ARDS, SIRS, MODS, Mortalität) assoziiert. Die frühzeitige Beurteilung des Schweregrades des begleitenden Thoraxtrauma ist trotz Entwicklung verschiedener Score-Systeme schwierig. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den prädiktiven Wert verschiedener Thoraxtrauma-Scores für die Entwicklung posttraumatischer Komplikationen zu vergleichen.
Methodik: In einer retrospektiven Studie (2000-2009) wurden alle, in unserer Klinik primär aufgenommenen (< 6h nach Trauma), polytraumatisierten Patienten (ISS ≥ 16) mit einem signifikanten Thoraxtrauma (AISThorax ≥ 3) erfasst. Patienten < 16 Jahre sowie Schwerverletzte mit einem begleitenden Schädel-Hirn-Trauma (AISKopf > 2) und einem Überleben < 48h wurden ausgeschlossen. Neben der AIS-Klassifikation wurde der Schweregrad des Thoraxtraumas anhand des Röntgen-basierten Pulmonary Contusion Score (PCS), des CT-gestützten Wagner-Score und des Thoracic Trauma Severity Score (TTS, basierend auf nativem Röntgen und physiologischen Parametern) eingeteilt. Abhängig von diesen vier Score-Systemen wurden die Beatmungs- und intensivmedizinische Behandlungsdauer sowie das Auftreten posttraumatischer Komplikationen (ARDS, SIRS, MODS, Mortalität) untersucht. Die statistische Datenauswertung erfolgte mittels χ2-Test, ANOVA, logistischer Regression und ROC-Analyse. Statistische Signifikanz wurde angenommen bei p < 0,05.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Mit einem durchschnittlichen Alter von 42,7 ± 17 Jahren und einem ISS von 28,7 ± 9,3 wurden insgesamt 278 polytraumatisierte Patienten mit einem begleitenden Thoraxtrauma eingeschlossen. Die Inzidenz posttraumatischer Komplikationen betrug 21,6% (ARDS), 51,4% (SIRS) und 13,0% (MODS). 7,9% der Patienten verstarben im posttraumatischen Verlauf. Von den verschiedenen Thoraxtrauma-Scores erwies sich nur der TTS als unabhängiger Prädiktor für die Mortalität. Der TTS und Wagner-Score waren unabhängige Prädiktoren für die Dauer von Beatmung und intensivmedizinischer Behandlung sowie für das Auftreten von ARDS und MODS.
Von den untersuchten Thoraxtrauma-Scores scheint der TTS mit seiner Kombination aus anatomischen und physiologischen Parametern am besten geeignet für die Vorhersage des Outcome beim polytraumatisierten Patienten mit begleitendem Thoraxtrauma.