Artikel
Vergleich zweier Verfahren der temporären Hemiepiphyseodese zur Korrektur von Genua vara und Genua valga: 8-plate vs. Blount-Klammern
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Zeigen sich Unterschiede in der Therapie kniegelenknaher Deformitäten mittels temporärer Hemiepiphyseodese bei der Anwendung der 8-Plate im Vergleich mit Blount-Klammern hinsichtlich Korrekturpotential, Behandlungsdauer bis zur Materialentfernung, Operationszeit und Komplikationen?
Methodik: 35 Patienten (61 Extremitäten) im Alter von 2,9-16,0 Jahren, die im Zeitraum von 1999-2009 eine temporäre Hemiepiphyseodese mittels Blount-Klammern (18 Patienten, 32 Extremitäten) oder 8-Plate (17 Patienten, 29 Extremitäten) zur Korrektur eines Genu varum oder Genu valgum erhielten, wurden retrospektiv untersucht. Einschlusskriterien waren eine abgeschlossene Behandlung (Z.n. Materialentfernung) sowie das Vorliegen von Röntgen-Ganzbeinstandaufnahmen im a.p.-Strahlengang zum Zeitpunkt der Implantation und Materialentfernung. Die Auswertung beinhaltete die Bestimmung der mechanischen Achsabweichung, des mechanischen lateralen distalen Femurwinkels (mLDFA) sowie des mechanischen medialen proximalen Tibiawinkels (mMPTA). Zusätzlich wurden die klinischen Daten hinsichtlich Zeitdauer bis zur Materialentfernung, Operationszeit (Implantation und Materialentfernung) sowie Komplikationen für beide Gruppen vergleichend ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In beiden Gruppen lag kein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Patientenalters und Ausmaßes der Deformität zum Zeitpunkt der Hemiepiphyseodese sowie der Dauer bis zur Materialentfernung vor.
Eine signifikante Verbesserung der mechanischen Achsabweichung sowie des mLDFA und mMPTA zeigte sich sowohl in der 8-Plate als auch Blount-Klammer-Gruppe mit vergleichenden Resultaten in beiden Gruppen. Hinsichtlich der OP-Zeit bestand ein signifikanter Unterschied zugunsten der 8-Plate-Gruppe sowohl für die Dauer der Implantation (32 ± 11 Minuten vs. 42 ± 17 Minuten, p = 0.007) als auch der Materialentfernung (23 ± 12 Minuten vs. 35 ± 11 Minuten, p< 0.001).
Als Komplikation trat in der 8-Plate-Gruppe bei 2 Patienten (4 Extremitäten) eine Überkorrektur auf. Bei einem Patienten zeigte sich postoperativ eine starke Einschränkung der Kniegelenksbeweglichkeit, welche eine Mobilisation in Narkose notwendig machte. In der Blount-Klammer-Gruppe zeigte sich bei einem Patienten ein oberflächlicher Wundinfekt und bei einem weiteren Patienten (2 Extremitäten) eine Lockerung der Klammern.
Beide Verfahren zeigen in unserem Kollektiv ein vergleichbar gutes Potenzial in der Korrektur von Genua vara und Genua valga ohne wesentliche Unterschiede in der Häufigkeit und Schwere von Komplikationen. Ein deutlicher Vorteil der 8-Plate liegt jedoch in der kürzeren Operationszeit (Differenz bei Implantation 10 min., bei Materialentfernung 12 min.).