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Komplexe Labrum-Avulsionsverletzungen unter Einbeziehung des Bizepssehnenankers bei anteroinferiorer Schulterinstabilität
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Veröffentlicht: | 18. Oktober 2011 |
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Fragestellung: Ziel dieser Studie ist es, die Prävalenz von komplexen Labrumavulsionsverletzungen mit Beteiligung des Bizepssehnenankers bei anteroinferiorer Schulterinstabilität zu erfassen. Weiterhin sollen die Läsionen in die gängigen Klassifikationssysteme integriert, die operative Technik beschrieben und die klinischen Ergebnisse evaluiert werden.
Methodik: Im Zeitraum von 01/2005 bis 11/2010 wurden insgesamt 261 Patienten (w=51; m=210; Alter 30,6 ± 16,9 Jahre) bei anteroinferiorer Schulterinstabilität operativ in unserer Abteilung versorgt. Von diesen Patienten wurden n=206 (w=40; m=166; Alter 31,8 ± 16,6 Jahre) im Rahmen einer primären Versorgung operiert. In diesem Patientenkollektiv waren 142 (w=22; m=120; Alter 35,1 ± 15,4 Jahre) Patienten mit einer Instabilität Gerber B2 und 64 (w=18; m=46; Alter 24,4 ± 16,8 Jahre) mit Gerber B3. Aus diesem Patientenkollektiv wurden Patienten mit komplexen Labrumpathologien mit begleitender Läsion des Bizepssehnenankers (Läsion größer als semizirkulär = Avulsion des labralen Ringes von 200-270°) selektiert. Im Rahmen der klinischen Evaluation wurde der Subjective Shoulder Value, der Constant-, der Rowe-, Walch-Duplay-, WOSI- und MISS-Score erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In dem primär operierten Patientenkollektiv wurden insgesamt 15 Patienten (w=2; m=13; Alter 29,3 ± 8,8 Jahre) gefunden, die zusätzlich eine Verletzung des anterosuperioren Labrums aufwiesen. 9 Patienten (w=2; m=7; Alter 27,8 ± 8,6 Jahre) hatten eine Instabilität Gerber B2 und 6 Patienten (w=0; m=6; Alter 31,5 ± 8,6 Jahre) eine Gerber B3 Instabilität. Entsprechend betrug die Prävalenz im Gesamtkollektiv 7,3%, in den Unterkategorien für Gerber B2 6,3% und Gerber B3 9,4% (p>0,05). Bei 7 Patienten wurde eine SLAP V Läsion beobachtet. Zusätzlich zur anteroinferioren Labrumläsion wiesen 2 Patienten eine SLAP IV Läsion und 6 Patienten eine SLAP V mit Korbhenkelläsion (SLAP III mit anteroinferiorer Ausdehnung) auf. Die arthroskopische Versorgung erfolgte in 8 Patienten in Fadenanker-Technik, 4 Patienten in knotenfreier Anker-Technik und drei Patienten in Kombination beider Refixationstechniken. Die Korbhenkelläsionen wurden in allen Fällen refixiert. Im SSV erreichten die Patienten bei einem Follow-Up von 27,7 ± 4,1 Monaten durchschnittlich 90,3 ± 5,4%, im Constant-Score 83,7 ± 2,6 Punkte, Rowe-Score 90,7 ± 3,5%, Walch-Duplay-Score 77,9 ± 7,6 Punkte, WOSI-Score 89,0 ± 7,1% und im MISS-Score 84,3 ± 11,5 Punkte. Reluxation wurden in diesem Kollektiv nicht beobachtet. Komplexe Labrumavulsionsverletzungen mit Beteiligung des Bizepssehnenankers haben eine relevante Prävalenz. Läsionen mit Avulsion des labralen Ringes, welche mehr als die Semizirkumferenz und den Bizepssehnenanker betreffen, lassen sich nicht immer anhand der üblichen Klassifikationssysteme einteilen. Die arthroskopische Schultergelenksstabilisierung mit SLAP-Repair bzw. Refixation des Korbhenkelrisses zeigt verlässliche klinische Ergebnisse.