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„Druck-Elastographie“ zur Diagnostik des drohenden Kompartmentsyndroms – Studie eines neuen, nicht-invasiven Verfahrens an Humanpräparaten
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Das Kompartmentsyndrom gilt als gefürchtete Komplikation im klinischen Alltag der Traumatologie. Eine frühzeitige Diagnose ist die Voraussetzung zur Prävention bleibender Schäden. Neben der klinischen Beurteilung gilt heute die invasive Logendruckmessung als Goldstandard. Nachteile sind neben der Invasivität eine eingeschränkte Reliabilität vor allem in niedrigen Druckbereichen. In unserer experimentellen Studie an Humanpräparaten soll die Beurteilung des Logendrucks mit Hilfe eines neuen druck-elastographischen Verfahrens nicht-invasiv untersucht werden.
Methodik: Es handelt sich um die Messung der Logenelastizität mittels Drucksensortechnik und additiver ultraschallgestützter Elastographie. Durch manuelles Aufsetzen der US-Sonde wurde die Erhöhung des Anpressdruckes über US-gängigen Druckaufnehmer gemessen (in dieser Versuchsreihe bei konstant 100 mmHg). Die provozierte Kompression wurde visuell durch eine Abstandsmessung (Δd) der Bildpunkte zwischen Faszie und Logenboden vor und nach dem Aufsetzen der Sonde ermittelt. Unser Versuchsaufbau nutzte hierfür ein ex vivo Modell der tibialis anterior Loge an frischen, paarigen Humanpräparaten (n=10). Eine Druckerhöhung wurde durch Infusion von 0,9%iger NaCl Lösung simuliert. Zur Beurteilung der Reproduziebarkeit der Messungen wurde der paarige t-Test durchgeführt. Die intra- und interobserver Reliabilität wurde durch entsprechende Wiederholungen erhoben und statistisch erfasst. Zur Bestimmung der Relation zwischen der Gewebeelastizität (GE) anhand des absoluten sowie relativen Δd und dem intrakompartimentellen Druck, wurde die Korrelation der beiden Variablen errechnet (r2).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Mit steigendem Kompartmentdruck kam es zu einer überproportionalen Erniedrigung der gemessenen GE. Diese stellt sich durch die reduzierte Wegstrecke (Δd) dar. Es zeigten sich hohe Korrelationen zwischen dem simulierten Druck und der GE der absoluten (r2=0,987) bzw. relativen (r2=0,722) Messwerte. So reduzierte sich die gemessene GE von 4,5 mm (5 mmHg) über 2,0 mm (40 mmHg) auf 0,8 mm (65 mmHg). Die intraobserver Reliabilität der GE war sehr gut und die interobserver Reliabilität gut.
Der experimentelle Versuchsaufbau dieser Studie zeigt, dass die GE reproduzierbar gemessen werden kann. Auf Grund dieser Beobachtungen ist eine Korrelation in klinischen Untersuchungen wahrscheinlich und gilt zu überprüfen. Die Ergebnisse zeigen, dass die vom klinischen Untersucher empfundene Elastizität mit dieser Technik objektiviert werden kann. Die visuelle Bestimmung der reinen GE unter Umgehung der individuellen Hautbeschaffenheit und die sichere sonographische Differenzierung einzelner Muskellogen sehen wir als einen wichtigen Vorteil gegenüber der undifferenzierten Elastizitätsbestimmung aktueller sowie etablierter Verfahren an. Eine differenzierte, repetitive und nicht invasive Beurteilung einzelner Muskellogen wäre durch das hier vorgestellte, neue Verfahren unter Verknüpfung der Elastographie mit einer Drucksensortechnik möglich.