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Ist die Eigenblutspende vor operativer Korrektur der idiopathischen Skoliose heutzutage noch empfehlenswert – eine retrospektive Analyse von 299 Patienten
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Die Eigenblutspende (EBS) ist eine weit verbreitete Möglichkeit, die perioperative Transfusionshäufigkeit von allogenen Erythrozytenkonzentraten (aEK) in der orthopädischen Chirurgie zu vermindern. In dieser Arbeit wurden Daten von Patienten, die sich einer operativen Skoliosekorrektur unterzogen haben, erhoben, um eine Aussage über den Nutzen der EBS in der Skoliosechirurgie treffen zu können.
Methodik: In der vorliegenden Arbeit wurden retrospektiv die perioperativen Daten von 299 Patienten erhoben, die im Zeitraum 07/1998–11/2008 augrund einer idiopathischen Skoliose initial operiert wurden. 170 (57%) dieser Patienten hatten präoperativ eine EBS, 127 (43%) dagegen nicht (nEBS). Anschließend erfolgte eine komparative Auswertung in Bezug auf die Häufigkeit von aEK-Transfusionen, die perioperativen Hämoglobinwerte (Hb), den perioperativen Blutverlust, die OP-Dauer, die Anzahl der fusionierten Segmente, das OP-Verfahren, Rippenbuckelresektion sowie transfusionsbedingte Komplikationen und Cobbwinkel. Die Signifikanzanalyse erfolgte mittels Zwei-Stichproben t-Test.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Wir konnten zeigen, dass es einen signifikanten Unterschied bzgl. der Häufigkeit von aEK-Transfusionen zwischen den Patientengruppen EBS: 111 ml und nEBS: 339 ml, p<0,005 gab. Desweiteren war die Anzahl der Patienten, die überhaupt aEK benötigten, in der Gruppe EBS um 65% niedriger als in der Gruppe nEBS (EBS: n=27, nEBS: n=58, p<0,005). Der präoperative Hb war in der Gruppe EBS signifikant erniedrigt (EBS: 12,3 g/dl , nEBS: 13,5 g/dl , p< 0,005), während jedoch in der letzten Hb-Kontrolle vor Entlassung der Patienten kein signifikanter Unterschied mehr festzustellen war (EBS: 9,6 g/dl, nEBS: 9,8 g/dl, p=0,10). Es gab keine relevant signifikanten Unterschiede bzgl. des Blutverlustes (EBS: 994 ml, nEBS: 979 ml, p=0,43), der OP-Dauer (EBS: 4:22 h, nEBS: 4:33 h, p=0,17) und des Cobb-Winkels (EBS: 64°, nEBS: 66°, p=0,11). Transfusionsbedingte Komplikationen traten weder bei autologen noch bei allogenen Transfusionen auf.
Die Eigenblutspende bietet exzellente Möglichkeiten zur Minimierung der Risiken einer transfusionsbedingten Infektion z.B. mit HIV oder HPV sowie einer Alloimmunisation [1], und bietet eine relative Unabhängigkeit von der Verfügbarkeit von aEK. Jedoch müssen auch nachteilige Aspekte berücksichtigt werden. So ist die EBS zeitintensiv und die gewonnenen EK sind nicht lange lagerungsfähig.
In dieser Studie kann gezeigt werden, dass durch den Einsatz der EBS das Ausmaß und die Häufigkeit der Transfusion mit aEK signifikant reduziert werden konnte [2]. Somit besitzt die präoperative EBS auch weiterhin einen berechtigt hohen Stellenwert nicht nur in der Skoliosechirurgie und sollte den Patienten empfohlen werden.