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Quantitative sensorische Testung bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen – Abhängigkeit von der Tageszeit und der subjektiven Schmerzstärke
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Die quantitative sensorische Testung (QST) ist ein psychophysikalisches Verfahren zur Messung von Schmerz- und Wahrnehmungsschwellen und dient der Erfassung von Symptomen, die auf spezifische neuronale Mechanismen bei chronischen Schmerzen hinweisen.
Aus klinischer Erfahrung ist bekannt, dass die Intensität chronischer Schmerzen, z.B. Rücken- und Arthroseschmerzen bzw. Schmerzen bei rheumatoider Arthritis, im Tagesverlauf schwanken kann.
Daher soll mittels QST bei gesunden Probanden und Patienten mit chronischem Rückenschmerz die Abhängigkeit der messbaren Schmerz- und Wahrnehmungsschwellen vom Tagesverlauf untersucht werden. Außerdem sollen die Ergebnisse in der Patientengruppe zu der empfundenen Schmerzintensität, dargestellt durch die Visuelle Analogskala, in Beziehung gesetzt werden.
Methodik: Für die Untersuchung der Schmerz- und Wahrnehmungsschwellen im Tagesverlauf wurden gesunde Probanden ohne akute oder chronische Schmerzen rekrutiert (Gruppe I, n=20). Für die zusätzliche Untersuchung der Abhängigkeit der QST-Ergebnisse von den Angaben auf der Visuellen Analogskala wurden Patienten mit chronischen Rückenschmerzen untersucht (Gruppe II, n=40). Zu drei verschiedenen Messpunkten (morgens, mittags, abends) eines Tages wurde eine QST (Medoc Ltd. Advanced Medical System, Ramat Ishai, Israel) im Bereich des Handballens der nicht-dominanten Hand und im Lumbalbereich mit singulären und repetitiven Kalt- und Warmreizen vorgenommen. Gemessen wurden Schmerzschwellen auf Temperatur- sowie Druckreize. Die Ergebnisse wurden statistisch analysiert (SPSS 16. for Windows: Friedman-Test für Vergleich der Tagesunterschiede, correlation-coefficient nach Pearson and Spearman-Rho für verschiedene Korrelationen).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei den Probanden wurden signifikante Unterschiede der Wärmeempfindungsschwelle im Lumbalbereich (morgens niedriger als mittags (p=0,031) und abends (p=0,045)) und der Kälteschmerzschwellen am Daumenballen (morgens niedriger als mittags in (p=0,036) festgestellt.
Bei den Patienten konnte u.a. festgestellt werden, dass am Daumen sowohl die Wärmeempfindungsschwelle (p=0,002) als auch die Hitzeschmerzschwelle (p=0,039) morgens signifikant niedriger als mittags waren.
Schmerzschwellen bei Druck waren nur bei Patienten signifikant tageszeitabhängig (p=0,028 zw. morgens und mittags, p=0,013 zw. morgens und abends) unterschiedlich. Es wurde keine Korrelation zwischen den festgestellten Schmerzschwellen und der selbst eingeschätzten Schmerzstärke bei chronischen Rückenschmerzpatienten gefunden.
Gesunde Probanden und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen weisen somit Unterschiede der mittels QST bestimmbaren Schmerz- und Wahrnehmungsschwellen auf Druck- und Temperatur von der Tageszeit auf. Dies sollte bei weiterführenden Studien berücksichtigt werden. Die reduzierten Schmerzschwellen durch Druck bei Rückenschmerzpatienten weisen auf eine schwankende Schmerzverarbeitung solcher Patienten hin.