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Das Cranialpfannen-System zur Defekttyp-assoziierten Behandlung von Azetabulumdefekten
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Zur Defektauffüllung und stabilen Verankerung des Implantates stehen bei Wechseloperationen abhängig von der vorbestehenden azetabulären Defektsituation verschiedene Konzepte zur Verfügung. Zementierte Verfahren haben dabei insbesondere bei jüngeren Patienten zu schlechten mittel- und langfristigen klinischen Ergebnissen geführt. Eine gute Alternative ist die Implantation des zementlosen Cranialpfannensystems (Fa. ESKA-Implants, Lübeck). Diese Pfannen sind in Ihrer Ausdehnung längsoval aufgesockelt, um eine suffiziente Defektauffüllung und eine Krafteinleitung in das meist intakte Os Ilium zu gewährleisten. Abhängig von der vorbestehenden Defektsituation ist die Cranialpfanne auch mit zusätzlicher anatomischer Lasche und intramedullärem Führungsstiel erhältlich, um auch bei großen Defekten eine primärstabile Verankerung zu ermöglichen. Im Folgenden werden die mittelfristigen klinischen Ergebnisse dieses Verfahrens dargestellt.
Methodik: Zwischen 1998 und 2007 erfolgte bei 118 Patienten mit ausgeprägter azetabulärer Defektsituation ein Wechsel auf eine Cranialpfanne (127 Pfannen). Retrospektiv konnten davon 82 Patienten (89 Cranialpfannen) klinisch und radiologisch nachuntersucht werden (63 weiblich und 19 männlich). Das durchschnittliche Follow-Up betrug 6,3 Jahre (2,1–11,3) bei einem mittleren Alter zum Zeitpunkt der Operation von 65,9 Jahren. Abhängig von der präoperativen Defektsituation (D'Antonio II–IV) erfolgte die Evaluation des klinischen und radiologischen Outcomes. Die klinischen Parameter wurden anhand des Harris-Hip-Scores (HHS) erfasst, die Schmerzsituation mit der Visuellen Analogskala (VAS) abgefragt. Radiologische Lockerungszeichen wurden nach den Kriterien der Consensus Study Group für zementlose Implantate analysiert. Außerdem erfolgte eine Migrationsanalyse der Pfannenkomponente nach Nunn et al.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei 37 Patienten lag ein zweitgradiger Defekt des Azetabulums nach D'Antonio vor. 38 Patienten wiesen einen Defektgrad III auf. Eine Beckendiskontinuität (D'Antonio IV) lag bei 14 Patienten zugrunde. Der Harris-Hip-Score stieg von 40,5 präoperativ auf 62,5 zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung. Für die Defekttypen II und III konnte kein signifikanter Unterschied bezüglich des postoperativen HHS gefunden werden. Dagegen bestand jeweils ein signifikanter Unterschied zwischen den Defekttypen II (p=0,014) und III (p=0,019) im Vergleich zur Beckendiskontinuität. In fünf Fällen kam es zu rezidivierenden Luxationen, wobei bei vier Patienten konsekutiv ein Inlaywechsel durchgeführt wurde. Vier aseptische und zwei septische Lockerungen waren Gründe für eine Revision der Pfannenkomponente. Somit lag das Implantatsurvival mit dem Endpunkt Pfannenrevision bei einem durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum von 6,3 Jahren bei 93,3%.
Mit dem hier vorgestellten Cranialpfannensystem kann auch bei höhergradigen azetabulären Defekten eine biologische und primärstabile Fixation der Pfannenkomponente erreicht werden.