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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

26. - 29.10.2010, Berlin

Prognoseeinschätzung bei Wirbelmetastasen – sieben präoperative Scoringsysteme im Vergleich

Meeting Abstract

  • A. Leithner - Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Orthopädie, Graz, Austria
  • C. Wibmer - Univ.-Klinik für Orthopädie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • G. Hofmann - Univ.-Klinik für Innere Medizin, Klinische Abteilung für Onkologie, Graz, Austria
  • M. Kapitan - Institut für Med. Informatik, Statistik und Dokumentation, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • A. Berghold - Institut für Med. Informatik, Statistik und Dokumentation, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • R. Windhager - LKH - Universitätsklinikum Graz, Univ. Klinik für Orthopädie, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 96. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 51. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 26.-29.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocWI55-458

doi: 10.3205/10dkou468, urn:nbn:de:0183-10dkou4685

Veröffentlicht: 21. Oktober 2010

© 2010 Leithner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Wirbelmetastasen betreffen >30% aller Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung. Zur Risiko-Nutzen-Abwägung der wirbelsäulenchirurgischen Versorgung von therapieresistenten Schmerzen, pathologischer Fraktur und neurologischem Defizit bis zum Querschnitt, zählt auch die adäquate Prognoseeinschätzung. Diese retrospektive Studie hat die Scoringsysteme von Tokuhashi (orig. und rev.), Tomita, Sioutos, v.d.Linden, Bauer (orig. und mod.) validiert.

Methodik: In die Analyse wurden 254 Patienten mit verifizierten Wirbelmetastasen eingeschlossen, 62 operierte, 192 ausschliesslich konservativ behandelte. Einzelfaktoren wie Entität des Primärtumors, viszerale Metastasen, Allgemeinzustand, Querschnittsgrad, pathologische Fraktur, Anzahl der Wirbelmetastasen wurden auf ihren Einfluss auf die Überlebenszeit untersucht, und die unterschiedlichen Scores nebeneinander verglichen. Die statistische Analyse (min. Follow-up: 12 Monate) umfasste Univarianz- und schrittweise Multivarianzanalysen und Kaplan-Meier-Kurve zur Überlebensanalyse.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Zum Zeitpunkt der Analyse waren 13% (n=33, Medianes Follow-up: 36,2 Monate) aller Patienten am Leben, 87% verstorben (n=221, Mediane Überlebenszeit: 8,2 Monate). Die Mediane Überlebenszeit aller Patienten betrug 10,6 Monate. Die beste Prognose hatten Patienten mit Nieren- und Mammakarzinom (Medianes Überleben:>24 Monate), die schlechteste solche mit Lungenkrebs (Medianes Überleben: <4 Monate). Folgende Einzelfaktoren zeigten statistisch signifikanten Einfluss aufs Überleben in der Multivarianzanalyse: Primärtumor, viszerale Metastasen, systemische Therapie und Allgemeinzustand (signifikant bei p<0,05).

Die Hazard Ratio aller untersuchten Scores war statistisch signifikant, ein höherer Score bedeutet längeres Überleben. Jedoch konnte nur der Bauer Score (orig. und mod.) eine statistisch signifikante Unterteilung in prognostische Gruppen (gut, mittel, schlecht) erreichen. Dieser Score baut sich aus max. vier günstigen prognostischen Faktoren auf: 1. Abwesenheit viszeraler Metastasen, 2. solitäre Skelettmetastasen, 3. kein Lungenkrebs als Primum, und 4. Primärtumor Mamma-, oder Nierenkarzinom, Lymphom oder multiples Myelom.

Aufgrund seiner verlässlichen Ergebnisse und wegen seines unkomplizierten Aufbaus, wird der modifizierte Bauer Score zum klinischen Gebrauch empfohlen, um die Patienten selektionieren zu können, die von einer Wirbelsäulenoperation profitieren.