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Untersuchung langfristiger Effekte des operativen Zugangs auf die Muskulatur: Subvastus-Zugang versus Medial parapatellären-Zugang in der Knieendoprothetik
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Jährlich werden in Deutschland ca. 150.000 Knietotalendoprothesen (Knie-TEP) implantiert. Dabei steigt der früh postoperative Anspruch der zunehmend jungen, aktiven Patienten, die häufig noch berufstätig sind. Minimalinvasive Operationstechniken wurden mit dem Ziel einer Verbesserung der früh postoperativen Funktion und Schmerzreduktion durch Schonung des Streckapparates, speziell des m. vastus medialis, entwickelt. Die aktuelle Datenlage belegt den klinischen Erfolg dieses Ansatzes ohne jedoch eine schlüssige Erklärung für die positiven Effekte zu zeigen. Es ist bislang unklar, ob diese auf eine Verringerung des unmittelbaren Muskeltraumas zurückzuführen sind, was wir primär postulieren, oder alternative Erklärungsmodelle (Propriozeption, Erwartungshaltung, Selektion etc.) erforderlich sind.
Zielstellung dieser Studie ist die Frageklärung, ob bei Implantation einer Knie-TEP der Subvastuszugang (SV) ein geringeres Muskeltrauma für den m. vastus medialis bedingt als der medial parapatelläre Standardzugang (MP).
Methodik: In diese prospektiv randomisierte und doppelt geblindete Studie wurden jeweils 40 Patienten pro Gruppe (SV und MP) mit primärer Gonarthrose eingeschlossen und das Kniegelenk mittels Oberflächenersatz endoprothetisch ersetzt.
In einem Vorversuch wurde an Ratten die Eignung des MRT in der T1-Wichtung zur semiquantitativen Bestimmung des Muskeltraumas festgestellt. Die Auswertung der MRTs erfolgte mit der Software Image J, wobei eine Normierung der muskulären Graustufeneinheiten (GSE) bezogen auf Standardgrößen wie Kortikalis und Fett vorgenommen wurde.
Das Trauma des m. vastus medialis durch die unterschiedlichen operativen Zugänge wurde MR tomographisch (T1-Wichtung) an allen Patienten unmittelbar nach der Operation (3.–7. post-OP Tag) und 6 Monate nach Operation bestimmt.
Als statistische Grundlage diente bei nicht-parametrischer Verteilung unverbundener Stichproben der Mann-Whitney-U-Test mit einem Signifikanzniveau von p=0,05.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Unmittelbar postoperativ zeigte sich im Hinblick auf das muskuläre Weichteiltrauma in der SV Gruppe im Gegensatz zur Studienhypothese ein signifikant höheres Trauma vergleichend zur MP Gruppe (105 GSE vs. 34 GSE; p<0,05). In der 6 Monatsverlaufkontrolle konnte MR-tomographisch diese signifikante Differenzierung zwischen beiden operativen Zugangswegen nicht bestätigt werden (85 GSE vs. 45 GSE, p>0,05), was eine vollständige Rekonvaleszenz des m. vastus medialis nach SV vermuten lässt.
Zusammenfassend ist eine Schonung des m. vastus medialis durch den SV im Rahmen dieser Studie nicht nachvollziehbar. Die dennoch publizierten besseren klinischen Ergebnisse nach SV im Vergleich zu MP müssen daher auf andere Einflussfaktoren wie verbesserte Propriozeption bei intakter Sehnenstruktur des M. Quadrizeps oder Bias durch unzureichende Studiendesigns zurückgeführt werden.