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Lokalisations-bezogene Strahlenbelastung für Unfallchirurgen im OP – prospektive Auswertung separater Einzelmessungen für Augen, Hände und Streustrahlung
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Für die Unfallchirurgie zeigt die aktuelle Literatur eine defizitäre Datenlage bzgl. der intraoperativen Strahlenbelastung insbesondere für Augen und Hände. Diese werden neben der Röntgendauer insbesondere durch die Streustrahlung bestimmt, welche vom durchstrahlten Patientenvolumen abhängig ist.
Ziel dieser Studie ist die präzise individuelle Messung der Strahlenbelastung für den Chirurgen, Analyse der unfallchirurgischen Besonderheiten und Entwicklung praktikabler Konzepte zur weiteren Reduktion der intraoperativen Strahlenexposition.
Methodik: In der vorliegenden prospektiven Studie werden an zwei Kliniken der Maximalversorgung für drei Operateure einzeln für alle von Ihnen durchgeführte Operationen unter Einsatz intraoperativer Röntgenbildgebung die Strahlenbelastung für Augen, Hände und Beine gemessen und ausgewertet. Die Ergebnisse beziehen sich u.a. auf die OP- Technik, die anatomische Lokalisation, den BMI, die Anordnung des Röntgengerätes im OP sowie den Vergleich zwischen Dosisflächenprodukt sowie der tatsächlich für den Chirurgen gemessenen Strahlenbelastung.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Seit dem zeitlich gestaffelten Studienbeginn im Oktober 2010 wurden 80 Operationen individuell erfasst. Der durchschnittliche BMI betrug 25,2. Bei der Auswertung der Strahlungsintensität nach anatomischer Lokalisation fand sich an der Lendenwirbelsäule mit 11,32 cGy•cm2/s das mit Abstand höchste Dosisflächenprodukt pro Zeit. Nachfolgend fand sich am Becken mit 5,18 cGy•cm2/s und der HWS mit 3,72 cGy•cm2/s die Hälfte bzw. ein Drittel der Strahlungsintensität. Die geringste Strahlungsintensität wurde am Sprunggelenk mit 0,44 cGy•cm2/s gefunden.
Die Auswertung der Strahlenbelastungen an der Hand zeigte für Beckenoperationen mit durchschnittlich 0,42 cGy•cm2 die höchsten Belastungen, gefolgt von Wirbelsäulen und Oberschenkeloperationen. Die geringsten Belastungen fanden sich bei Unterarmfrakturen mit durchschnittlich 0,02 cGy•cm2, wobei hier das Dosisflächenprodukt pro Zeit ca. einem Zehntel dessen bei Beckenoperationen entspricht. Vergleichsweise hohe Röntgenbelastungen für das Auge und die Beine wurden bei Unterarm-, Sprunggelenks- und Knieoperationen gefunden, wobei die Augendosis teilweise doppelt so hoch wie an der Hand war und eine Beinbelastung bis über das 5fache gemessen wurde.
Aus den vorgenommenen Messungen werden Konsequenzen insbesondere für die Anordnung der Röntgengeräte im OP abgeleitet. Die zu erwartende Jahresdosis ist im Rahmen der gesetzlichen Reglungen zu erwarten. Die durch große Volumina im Strahlenbereich verursachte Streustrahlung bei Becken- und Wirbelsäulenoperationen sollte nach Möglichkeit durch technische und organisatorische Optimierungen reduziert werden. Dazu zählt auch die Anwendung von Navigationssystemen, wo z.B. bei der Bildaufnahme mit einem 3D- Bildwandler der Chirurg vom Patienten und der Strahlenquelle wegtreten kann und nachfolgend nur noch wenige Kontroll- Röntgenbilder aufnimmt, was eine starke Reduktion der Röntgenbelastung gestattet.