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2D-navigierte versus 3D-navigierte Verschraubung der medialen Schenkelhalsfraktur
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
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Fragestellung: Die minimal-invasive Verschraubung der medialen Schenkelhalsfraktur nach geschlossener Reposition ist ein standardisiertes Verfahren. Trotz guter Ergebnisse werden Fehlplatzierungen und sekundäre Dislokationen in bis zu 50% der Fälle beschrieben. Des Weiteren geht die geschlossene Reposition und Osteosynthese mit einer hohen Strahlenbelastung einher. Ziel der Studie war die Evaluation, ob durch die 2-D oder die 3-D-Navigation eine Verbesserung der intraoperativ erreichbaren Präzision oder eine Reduktion der Strahlenbelastung zu erzielen ist.
Methodik: Im Rahmen einer Laboruntersuchung an 36 sawbones wurden von einem Operateur 12 kanülierte Schrauben konventionell, 12 kanülierte Schrauben 2-D navigiert und 12 kanülierte Schrauben 3-D navigiert in den Schenkelhals eingebracht. Als 2-D Navigationssystem diente ein neuartiges, computergestütztes Fluoroskopie-basiertes Planungs- und Navigationssystem mit integrierter strahlungsfreier Röntgenvorschau (der sog. Zero- Dose C-Arm-Navigation). Als 3-D Navigationssystem verwendeten wir das Modul Cappa C-Nav der Firma Siemens.
Die erfassten Zielparameter waren: Anzahl der Röntgenbilder, Anzahl der K-Drahtbohrungen, die von den Schrauben im Schenkelhalsquerschnitt abgedeckte Fläche, die gesamte Operationsdauer sowie mögliche Perforationen am Schenkelhals und Femurkopf
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Auswertung zeigte eine signifikante Reduktion der Anzahl der Röntgenbilder mit Hilfe des 2-D Navigationssystems im Vergleich zum konservativen Vorgehen um bis zu 90%. Das 3-D Navigationsmodul benötigte bis zu 99% mehr Röntgenbilder im Vergleich zum 2-D Navigationsmodul und bis zu 93,5% mehr Röntgenbilder im Vergleich zum konventionellen Vorgehen. Die Anzahl der K-Bohrungen reduzierte sich sowohl 2-D als auch 3-D navigiert signifikant um bis zu 35%. Die, von den 3 Schrauben abgedeckte Fläche im Schenkelhals war 2-D navigiert signifikant um bis zu 52% größer. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen dem 2-D und dem 3-D Navigationssystem. Im Vergleich zur konventionellen Technik verlängerte sich die Gesamtzeit der Operation signifikant von 16 auf 40 min (2-D navigiert) bzw. 38 min (3-D navigiert). Hinsichtlich möglicher Perforationen am Schenkelhals und am Femurkopf ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.
Das computergestützte fluoroskopische 2-D-Planungs- und Navigationssystem als auch das 3-D Navigationsmodul ermöglichten eine intraoperative Planung und sichere und reproduzierbare Umsetzung dieser Planung bei der Platzierung von kanülierten Schrauben zur minimal-invasiven Osteosynthese von Schenkelhalsfrakturen. Kritisch ist der hohe Zeitaufwand von beiden Navigationsverfahren und die sehr hohe Strahlenbelastung der 3-D Navigation zu werten. Zu diskutieren ist, ob diese Nachteile eine Integration von Navigationssystemen in den klinischen Workflow der Schenkelhalsverschraubung rechtfertigen.