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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

21. - 24.10.2009, Berlin

Aktivierte Fibroblasten im Riesenzelltumor und der Rheumatoiden Arthritis: Tumorähnliche Mechanismen der Gewebezerstörung in einer chronischen Entzündung?

Meeting Abstract

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  • M. Jakobs - Zentrum für Histologie, Zytologie und Molekulare Diagnostik, Trier, Germany
  • V. Krenn - Zentrum für Histologie, Zytologie und Molekulare Diagnostik, Trier, Germany
  • T. Häupl - Medizinische Klinik, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • R. Günther - Insitut für Pathologie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 21.-24.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. DocPO19-134

doi: 10.3205/09dkou715, urn:nbn:de:0183-09dkou7156

Veröffentlicht: 15. Oktober 2009

© 2009 Jakobs et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Histologisch weisen sowohl der Riesenzelltumor des Knochens (GCT), als auch die Rheumatoide Arthritis (RA) ein fibroblastenreiches Stroma, sowie multinukleäre Riesenzellen auf. Ob es neben morphologischen auch Gemeinsamkeiten in der Genregulation gibt, wurde mittels Vergleich von Genexpressionsprofilen und Immunhistochemie untersucht.

Methodik: RA und GCT Gewebeproben wurden gegen Normales Synovialgewebe (ND) auf Affymetrix Genchips hybridisiert. Mittels FPCA (Functional Profile Component Analysis) wurden Gene auf Grund ihrer Aktivität und nicht wegen der unterschiedlichen Zellzusammensetzung in den einzelnen Entitäten beurteilt. Immunhistochemische Färbungen an paraffin- und kryofixierten Gewebeproben dienten als Validierung der Array-Daten. Zur Auswertung wurde der semiquantitative IRS-Score von zwei unabhängigen Untersuchern angewandt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Gene CCR1, CCR5, VEGF, MMP-1, MMP-2, MMP-3, MMP-9, MMP-14 und FAP (Fibroblast Activation Protein) werden sowohl in RA, als auch in GCT gegenüber ND-Proben heraufreguliert. Eine signifikante Expressionssteigerung wurde für MMP-1, MMP-9 und FAP sowohl auf mRNA, als auch auf Proteinlevel detektiert. FAP wurde in beiden pathologischen Entitäten auf Stromazellen (sogenannte aktivierte Fibroblasten) nachgewiesen, jedoch nicht auf Deck- bzw. Tumorzellen. Interessanterweise findet sich ein mRNA Signal für MMP-9 im ND-Gewebe, eine Proteinexpression findet hingegen nicht statt. Es wird angenommen, dass MMP-9 in der Frühphase der Rheumatoiden Arthritis eine wichtige Rolle in der Matrixdegradation hat. Des Weiteren korreliert der immunhistochemische Nachweis von MMP-9 unter allen Antigenen am besten mit dem Synovialitis-Score zur Unterscheidung von low- und high-grade Synovialitiden.

Im Riesenzelltumor gelten nicht die multinukleären Riesenzellen, sondern die aktivierten Stromazellen als tumorigene und invasive Zellreihe. FAP wird auf Fibroblasten im Stroma beinahe aller epithelialen und vieler mesenchymalen Tumoren, sowie in der RA und der Leberzirrhose exprimiert. Daneben weisen aktivierten Fibroblasten Invadopodien mit Besatz von MMP-2, -9, -14 & FAP zur Matrixdegradation auf. Es liegt nahe, dass sowohl in der chronischen Entzündung der RA, als auch im semimalignen Riesenzelltumor aktivierte Fibroblasten maßgeblich mit gleichen Mechanismen an der invasiven Gewebezerstörung beteiligt sind.

Der anti-FAP Antikörper Talabostat wurde in Studien zur Therapie bei Colon-, Bronchial- und Pankreas-Ca erprobt. Es ist nicht auszuschließen, dass aktivierte Fibroblasten auch in der Therapie der RA vielversprechende Targets sein werden. Wir vermuten daher eine von Inflammation unabhängige Gewebezerstörung in der rheumatoiden Arthritis durch aktivierte Fibroblasten mittels tumorähnlicher Pathomechanismen.