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Biomechanische Anlayse der LBS-Belastung mit und ohne SLAP-Läsion unter Berücksichtigung der glenohumeralen Instabilität im Hinblick auf glenohumerale Chondralläsionen
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Ziel dieser Studie war es im Rahmen einer arthroskopisch assistierten biomechanischen Kadaverstudie die Belastung der langen Bizepssehne (LBS) mit und ohne SLAP-Läsion unter Berücksichtigung der glenohumeralen Instabilität im Hinblick auf eine glenohumerale Chondralläsion zu untersuchen.
Methodik: Untersucht wurden 21 frisch eingefrorene unfixierte Kadaver-Schultern (Durchschnittsalter 64,8 Jahre; 43–78; ±7,6; 24% männlich) ohne höhergradige degenerative Veränderungen, Rotatorenmanschettenläsionen, ohne Schulterluxation in der Anamnese und ohne sonstige intraartikuläre Pathologien.
Bei Fixation der Skapula und des proximalen humerus wurde der gesamte Schultergürtel mit Muskulatur und Haut intakt gelassen. Es erfolgten standardisierte Arthroskopien der Schultern mit Luft und Etablierung einer SLAP-Läsion Typ IIC nach Morgan mit konsekutivem repair. Referenzmessungen erfolgten an intakten ventilierten und nicht ventilierten Gelenken.
Die Messungen erfolgten an einem fünfachsigen Industrieroboter mit einem Kraftmomentsensor mit dreidimensionalen Testungen der glenohumeralen Translation in anteriorer, posteriorer, anterosuperiorer und anteroinferiorer Richtung mit einer Schubbelastung von 50 N und axialer Kompression von 20 N in 30° und 60° glenohumeraler Abduktion und Neutralrotation.
Die LBS wurde am muskulotendinösen Übergang armiert, mit einer Messapparatur verbunden und mit einer Vorlast von 5 N bzw. 25 N entsprechend des physiologischen Ruhetonus bzw. halben Maximaltonus beladen und die Belastungsänderung während der Stabilitätstestung gemessen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei SLAP-Läsionen kommt es mit d=5,43 N (2,2–10,6; ±2,58) zu einer signifikant (p<0,05) 1,6fach vermehrten LBS-Spannung in anteriorer, anteroinferiorer und anterosuperiorer Richtung im Vergleich zur intakten Schulter mit d=3,43 N (0,2–8,0; ±2,45).
Der SLAP-repair kann diese Spannungszunahme nur teilweise reduzieren. Es zeigte sich, dass die LBS-Belastung im Durchschnitt aller Messungen signifikant bei 5 N Vorlast (Ruhetonus) mit durchschnittlich 5,41 N (2,7–7,9; ±3,05) im Vergleich zu 25 N (halber Maximaltonus) mit durchschnittlich 2,6 N (0,7–5,6; ±1,43) mehr als doppelt so hoch ist (p<0,05).
Die höchste Belastung ergibt sich bei anteroinferiorem (d=5,3 N), gefolgt von anteriorem (d=3,8 N) und anterosuperiorem (d=2,6 N)Translationsschub.
Reduziert wird die LBS-Spannung bei posteriorem Translationsschub (d=-0,79 N).
SLAP-Läsionen führen zu einer bekannt erhöhten glenohumeralen anteroposterioren und superoinferioren Translation, wobei es bei anteriorer Translation unter Ruhetonus-Vorlast der LBS einem Maximum der LBS-Spannung im Vergleich zur gesunden Schulter kommt. Dabei erfährt der Humeruskopf vermehrten Druck durch die LBS im Bereich des anterosuperioren Quadranten. Dieses könnte die von uns in einer klinischen Studie nachgewiesene Chondralläsion bzw. Früharthrose in dem anterosuperioren humeralen Sektor in Assoziation mit SLAP-Läsionen erklären.