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Welchen Einfluss haben trabekuläre Knochenstruktur und Cortical Index auf die Komplexität von proximalen Humerusfrakturen?
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Die proximale Humerusfraktur gilt als klassische Fraktur des osteoporotischen Patienten. Es wird postuliert, dass diese zudem mit einer umso höheren Komplexität einhergeht, je osteopenischer der Knochen ist. Es fehlt zurzeit an Studien, die die Komplexität proximaler Humerusfrakturen in Abhängigkeit von kortikaler und trabekulärer Knochenstruktur beschreiben.
Methodik: Bei 20 Patienten, bei denen nach proximaler Humerusfraktur eine Versorgung mit intramedullärer Nagelung oder Frakturprothese geplant war, wurde anhand posttraumatisch erstellter Röntgenaufnahmen eine Einteilung in 2- oder Mehr-Part-Frakturen nach Neer vorgenommen und zusätzlich der Cortical Index (CI) ermittelt. Die für den Zugang bei Marknagelung intraoperativ anfallenden Humeruskopf-Bohrkerne und die bei Prothesen-Versorgung resezierten Humerusköpfe wurden gesammelt und mit Hilfe der Mikro-Computertomographie bildmorphologisch hinsichtlich der Parameter Bone Volumetric Density (BV/TV), Bone Mineral Density (BMD), Trabecular Number, Trabecular Thickness, Trabecular Spacing anlysiert. Im Anschluss wurden mittels biomechanischer Testung maximale Bruchlast und Elastizitätsmodul eruiert. Im gleichen Verfahren wurden Bohrkerne aus den Humeri von 20 Leichen (Kontrolle) entnommen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Während die Werte der Micro-CT-Analyse und der biomechanischen Testung stark miteinander korrelierte, ergaben sich weder bezüglich der erhobenen Micro-CT-Struktur-Parameter noch für die in der biomechanischen Testung gewonnenen Ergebnisse signifikante Differenzen zwischen den Bohrkernen der 2-Part-Frakturen, der Mehr-Part-Frakturen und der Kontroll-Humeri. In der Kontrollgruppe konnte jedoch eine deutliche Korrelation der Parameter BV/TV (r=-0,65, p=0,002), BMD (r=-0,65, p=0,002), Elastizitätsmodul (r=-0,50, p=0,02) und Bruchlast (r=–0,63, p=0,003) mit dem Alter festgestellt werden, dies war in den Gruppen der frakturierten Humeri nicht zu beobachten. Der CI wurde nur für die Frakturgruppen berechnet. Die Gruppe "2-Part" hatte einen mittleren CI von 0,29±0,09, die Gruppe "Mehr-Part" einen mittleren CI von 0,28±0,08. Beide Gruppen unterschieden sich nicht signifikant (p=0,85). Bis auf in einem Fall lagen alle Werte unter 0,40.
Es scheint, dass die Entstehung einer 2-Part- oder einer mehrfragmentären Fraktur nicht in erster Linie von der trabekulären Struktur des Knochens abhängig ist. Der bei allen Patienten mit Fraktur niedrige Cortical Index weist auf eine größere Bedeutung des kortikalen Knochens für die Frakturentstehung und -morphologie hin.
(Abbildung 1 [Abb. 1]).