Artikel
Mittelfristige Metallionenkonzentrationen nach Oberflächen-Hüft-TEP (BHR) und Metasul Metall-Metall-Gleitpaarung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Metallische Implantate, vor allem aber Metall-Metall-Gleitpaarungen sind Korrosion ausgesetzt und führen zu einer Freisetzung von Metallionen. Dies gilt als potentieller Nachteil dieser Paarungen, da bei Cobalt und Chrom in Tiermodellen eine mutagene und cancerogene Potenz nachgewiesen wurde.
In bisherigen Studien wurde für kurzfristige Zeiträume nach endoprothetischer Versorgung mit dieser Paarung mehrfach eine Erhöhung der Serumionenkonzentrationen nachgewiesen. Bisher weitgehend fehlend sind Daten über einen längeren postoperativen Zeitraum.
Ziel der Untersuchung war daher die Evaluation längerfristigerer Metallionenkonzentrationen beim Oberflächenersatz (Birmingham Hip Replacement, BHR) und einer 28mm Metall-Metall-Gleitpaarung (Metasul).
Methodik: Analysiert wurden innerhalb einer Querschnittstudie die Serumkonzentrationen von Chrom, Cobalt und Molybdän bei 95 Patienten im Median 61 Monate (Quartilspanne 53–69 Monate) nach BHR sowie 89 Patienten 76 (71–83) Monate nach Metasul-Gleitpaarung. Die Serumionenkonzentrationen dieser beiden Patientenkohorten wurden denen einer Kohorte von 130 Patienten ohne Endoprothese gegenüber gestellt.
Die Konzentration der Metallionen wurde im Serum mittels Atomabsorptionsspektroskopie bestimmt; sie wurden zwischen den Kohorten mittels eines globalen Kruskal/Wallis-Tests zum Niveau 5% sowie paarweise Wilcoxon-Tests verglichen. Ferner wurden die Konzentrationen mit dem Aktivitätslevel (UCLA-Schema), der Pfanneninklination sowie dem BMI der Patienten in Relation gebracht.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die postoperativen Konzentrationen von Chrom und Cobalt waren bei beiden Implantaten signifikant gegenüber den Werten der Vergleichskohorte erhöht (jeweils Wilcoxon p<0.001): Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung nach BHR betrug die Konzentration von Chrom 4,81 µg/l (3,0209,09) und von Cobalt 2,06 µg/l (0,90–5,80), nach Metasul von Chrom 2,04µg/l (1,05–3,33) und Cobalt 2,34 µg/l (1,10–3,76); für die nicht implantierte Kohorte betrugen die medianen Konzentrationen 0,00µg/l bzw. 0,25µg/l. Die Molybdänkonzentrationen waren bei beiden Implantaten nicht signifikant von denen der Kontrollgruppe verschieden (Wilcoxon p=0.146 und p=0.06). Die Chrom-Konzentration war beim BHR deutlicher erhöht als bei Metasul (p<0,001).
Keine signifikante Korrelation fand sich zwischen beiden Implantaten für die Serumkonzentrationen von Cobalt und Molybdän; ebenso bestand keine Assoziation der Konzentrationen mit der Aktivität (UCLA), der Pfannenposition und dem BMI.
Im Mittel 5,5 Jahre nach Oberflächenersatz (BHR) und Metasul-28mm-Metall-Metall-Paarung kommt es weiterhin zu erhöhten Serumkonzentrationen von Chrom und Cobalt. Beim BHR-Oberflächenersatz fallen diese für Chrom im Vergleich zu Metasul stärker aus. Aktivität, Implantatlage sowie BMI haben keine Auswirkung auf die Ionenkonzentrationen.