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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

21. - 24.10.2009, Berlin

Alkohol und posturale Stabilität: Bereits geringer Alkoholkonsum erhöht das Sturzrisiko

Meeting Abstract

  • H.-G. Palm - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ulm, Germany
  • J. Strobel - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ulm, Germany
  • J. Metrikat - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abteilung für Neurologie, Ulm, Germany
  • G. Achatz - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ulm, Germany
  • F. von Lübken - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ulm, Germany
  • B. Friemert - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ulm, Germany
  • Unfallchirurgische Forschungsgruppe Bundeswehrkrankenhaus Ulm

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 95. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 50. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 21.-24.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. DocWI14-1535

doi: 10.3205/09dkou129, urn:nbn:de:0183-09dkou1296

Veröffentlicht: 15. Oktober 2009

© 2009 Palm et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die posturale Stabilität wird durch Einflüsse des vestibulären, propriozeptiven und visuellen Systems gesteuert. Diese komplexe Regulation der stabilen Stand- und Gangfähigkeit wird durch stärkere Alkoholaufnahme nachweislich beeinträchtigt. Aufgrund der erwarteten Ausfälle und der drohenden Unfallgefahr wird daher z. B. das Führen von Kraftfahrzeugen ab einer Blutalkoholkonzentration (BAK) von ≥0,5‰ als Ordnungswidrigkeit geahndet (StVO). Bisher war jedoch völlig unklar, ob bereits geringerer Ethanolkonsum einer zu einer Störung der posturalen Kontrolle führt oder ob die evtl. erhöhte Sturzgefahr durch ein intaktes visuelles System kompensiert werden kann. Ziel der vorgestellten Studie war es daher, den Einfluss von akuter Alkoholaufnahme mit einer maximalen BAK von nur 0,3–0,4‰ auf die posturale Stabilität mit offenen und geschlossenen Augen zu untersuchen.

Methodik: In unserer klinisch-experimentellen Studie haben 26 gesunde Männer (23,8±3,2 Jahre, 180,7±7,0 cm, 80,7±11,7 kg) 0,32 g/ kg Körpergewicht Trinkalkohol konsumiert. Neben Nüchternmessungen wurden zu definierten Zeitpunkten Blutentnahmen durchgeführt und der Stabilitätsindex mittels Computerunterstützter Dynamischer Posturographie (Biodex Balance System™) bestimmt. Die Balancemessung erfolgte stets mit offenen und geschlossenen Augen. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SAS 9.1 (repeated measures model).

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der Maximalwert der Blutalkoholkonzentration lag 30 Minuten nach Ethanolaufnahme bei durchschnittlich 0,37‰. Bei geöffneten Augen verschlechterte sich der Gasamtstabilitätsindex um beinahe das Doppelte des Ausgangswertes (von 2,12°±0,95° auf 4,04°±1,83° nach 60 min). Hingegen zeigte sich bei geschlossenen Augen erstaunlicherweise keine Veränderung der posturalen Stabilität. Bei der ebenfalls durchgeführten Varianzanalyse war neben dem Zeitpunkt der Messung erwartungsgemäß die Menge des aufgenommenen Alkohols mit einer Veränderung des Stabilitätsindexes assoziiert.

Wir konnten zeigen, dass bereits geringster Ethanolkonsum zu einer signifikanten Verschlechterung der stabilen Standfähigkeit mit erhöhtem Sturzrisiko führt. Eine Beeinträchtigung der posturalen Kontrolle konnte dabei nur bei geöffneten Augen beobachtet werden, so dass insbesondere das visuelle System vom Alkoholkonsum affektiert wird. Überträgt man unsere Erkenntnisse auf die geltende StVO der Bundesrepublik Deutschland, wäre demnach die "Null-Promille-Grenze" beim Führen von Fahrzeugen zu fordern.