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Nichtinvasive Beurteilung des Retinaculumschmerzes bei LCS Knietotalendoprothesen durch die Infrarotthermographie
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Seit Jahren ist der nichtinvasive Gebrauch der Infrarotthermographie beim Wärmeverlust von Gebäuden bekannt. Während die Thermographie bereits als nichtinvasive Bewertung der Krankheitsaktivität bei entzündlichen Gelenkserkrankungen und in der Analyse der Articulatio temporomandibularis angewendet wird, stellt sie eine neue Methode für eine objektive Schmerzbewertung des Reservestreckapparates dar. Nach unserem Wissensstand hat bisher keine Studie den Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Schmerzen im Bereich des Retinaculum patellae bei liegender LCS Prothese untersucht.
Methodik: Infolge einer 5 bis 10 Jahres Nachuntersuchung aller LCS Prothesen folgten 137 Patienten der Einladung unseres Institutes. Dreizehn (n=9.5%) davon litten an einem Retinaculumschmerz und wurden in die Studie eingeschlossen. Die dreizehn Patienten wurden aufgefordert 3 km zu gehen, bevor sie einen auf 20 Grad Celsius abgekühlten Raum betraten. Ein schwarzer 1 mal 4.5 cm rechteckiger Streifen wurde auf dem längsten Durchmesser der Patella angebracht. Danach rasteten die Patienten in sitzender Position für 20 Minuten im abgekühlten Raum, bevor die Aufnahmen mit der Thermographiekamera von 90 Grad, 45 Grad und frontal medial und lateral gemacht wurden. Die Bewertung des Temperaturunterschiedes (deltaT) jeder Seite wurde durchgeführt, indem ein 1 mal 2 cm großes rechteckiges Feld um den schwarzen Streifen markiert wurde und mit einer 3 cm weiter distal gelegenen Fläche der selben Größe verglichen wurde. Die dreizehn Patienten wurden mit dreizehn ohne Retinaculumschmerz verglichen. Zur statistischen Analyse wurde ein T-Test angewandt, wobei ein p-Wert von 0.05 als signifikant angesehen wurde.
Ergebnisse: Der Temperaturunterschied zwischen dem rechteckigen Feld und dem Referenzpunkt (deltaT) stieg signifikant an der medialen (p=0.00037) oder lateralen (p=0.000002) Schmerzseite des Kniegelenks. Die dreizehn Patienten mit Retinaculumschmerz hatten signifikant höhere Temperaturunterschiede zwischen medialen und lateralen Temperaturunterschieden (deltaT) als jene ohne Retinaculumschmerz.
Schlussfolgerungen: Diese Studie zeigt eine signifikante Korrelation zwischen Retinaculumschmerz und Anstieg der oberflächlichen Hauttemperatur im Bereich des Reservestreckapparates des Kniegelenks. Unsere Ergebnisse bestätigen vorangegangene Untersuchungen über den Anstieg der Hauttemperatur bei Schmerz im Bereich der Extremitäten. Nach unserem Wissensstand ist diese Studie die erste objektive Untersuchung zum Retinaculumschmerz bei liegender LCS Prothese. Unsere Resultate könnten dazu beitragen den Schmerz präziser zu bewerten und zu lokalisieren. Infrarotthermographie als nichtinvasive Analyse des Retinaculumschmerzes bei Knietotalendoprothesen wird ein nützliches Werkzeug in der Zukunft darstellen, doch aufgrund der hohen Kosten und langen Dauer von mindestens 30 Minuten keine Routineuntersuchung werden.