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Präoperative Lokalisation der Adamkiewicz-Arterie in der Wirbelsäulenchirurgie
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Das lumbosakrale Rückenmark wird durch die Adamkiewicz-Arterie, die in die A. spinalis anterior mündet, perfundiert. Der Verschluss oder die Durchtrennung der Adamkiewicz-Arterie führt im Rahmen der anterioren oder transforaminalen Wirbelsäulenchirurgie zur medullären Ischämie. Die Angiographie erlaubt es, die Topographie dieses Gefäßes zu bestimmen. Ziel dieser Studie war es, die präoperative Topographie zu beschreiben und den Einfluss der Angiographie auf das operative Vorgehen zu analysieren.
Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden 100 präoperative medulläre Angiographien, die durch einen erfahrenen Gefäßradiologen von Januar 1998 bis August 2007 durchgeführt wurden, nachuntersucht. Die operativen Indikationen betrugen: 26 Vertebrektomien bei Tumoren, 33 anteriore Spondylodesen bei dorsolumbalen Frakturen und posttraumatischen Pseudarthrosen, 16 Skoliosen, 11 transpedikuläre Osteotomien, 14 Bandscheibenvorfälle (Th7-L4). Die Etage und die Seite des foraminalen Durchtritts der Adamkiewicz-Arterie sowie Kollateralen der A. spinalis anterior wurden analsiert. Es wurde nach postoperativen medullären Ischämiezeichen gesucht. Änderungen des chirurgischen Vorgehens aufgrund der Adamkiewicz-Arterien-Topographie wurden notiert. Die Möglichkeiten der präoperativen Tumorembolisierung wurden ebenfalls untersucht.
Ergebnisse: Die Adamkiewicz-Arterie lag in allen Fällen zwischen Th8 und L3. Der foraminale Durchtritt der Arterie lag in 49% der Fälle zwischen Th9/Th10 oder Th10/Th11. In 79% der Fälle wurde die Arterie linksseitig lokalisiert. Eine Änderung des chirurgischen Vorgehens wurde in 14% der Fälle notiert: 12 Seitenwechsel des Zugangs, 2 Kontraindikationen für einen anterioren Eingriff. Medulläre Ischämiezeichen traten in der untersuchten Patientengruppe nicht auf. Eine selektive präoperative Embolisierung konnte bei 80% der Tumoren erfolgeich durchgeführt werden. In den übrigen Fällen lag eine enge Verbindung zwischen der Gefäßversorgung des Tumors und des Rückenmarks vor, so dass eine Embolisierung mit der Gefahr einer medullären Ischämie verbunden gewesen wäre.
Schlussfolgerungen: Obwohl über das Auftreten einer lumbosakralen Ischämie nach iatrogener Läsion der Adamkiewicz-Arterie in der Literatur nur selten berichtet wird, minimiert die präoperative Angiographie dieses potentielle Risiko. Genaue Informationen über die Gefäßversogung des anterioren Rückenmarks erlauben es, die chirurgische Strategie sicher zu planen und die Seite des operativen Zugangs zu adaptieren. Darüber hinaus erlaubt die Angiographie eine sichere und selektive Durchführung der präoperativen Tumorembolisierung.