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Abschätzung der kumulativen Patienten-Organ-Dosis und damit verbundener strahleninduzierter Risiken durch Extremitätenverlängerung
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Extremitätenverlängerung erfordert eine intensive radiologische Diagnostik mit fortlaufender Dokumentation des Verlängerungsprozesses, der Fragmentstellung und der Kallusreifung. Mit der vorliegenden Studie sollte die Strahlenexposition während des Verlängerungsprozesses abgeschätzt werden, um ein eventuelles Risiko strahleninduzierter Schäden zu überprüfen.
Methodik: Es wurden alle Patienten (n=53) eingeschlossen, bei denen zwischen 1990 und 1998 eine reine Verlängerung ohne Achskorrektur durchgeführt wurde. Durchschnittlicher Längengewinn war 4,8cm (3,0-12,5cm). Feldgröße und Röhrenspannung aller angefertigten Röntgenbilder sowie die Durchleuchtungszeit während den Operationen wurden ermittelt. Mittels der Konversionsfaktor-Tabellen für Organdosen typischer radiographischer Techniken des GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit wurden die kumulativen Organdosen für jeden einzelnen Patienten abgeschätzt. Diese Dosisabschätzung wurde für die verwendete Röntgenanlage durch direkte Thermoluminiszens Dosimetrie korrigiert. Das verlängerte Segment (Femur oder Tibia), Alter des Patienten, Komplikationen, Verlängerungsstrecke, Heilungsindex und andere Faktoren, die die Dauer der Verlängerungsphase beeinflussen können, wurden hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die Strahlenexposition analysiert
Ergebnisse: Die mittlere kumulative Organdosis für ein Verlängerungsverfahren betrug 3,1mS (0,2-17,7mS). Die mittlere kumulative Organdosis pro Zentimeter Verlängerung betrug 0,7mS/cm (0,03 to 5,9mS/cm). Bei Tibia-Verlängerungen war die Dosis pro Zentimeter mit 0,3mS/cm signifikant niedriger (p0.000) als bei Femur-Verlängerungen, bei denen die mittlere Dosis 1,1mS/cm betrug. Das Patientenalter, Komplikationen während der Verlängerung, Verlängerungsstrecke und Heilungsindex hatten keine signifikanten Auswirkungen auf die kumulative Organdosis pro Zentimeter Verlängerung.
Schlussfolgerungen: Anhand dieser Daten kann die Strahlenexposition von Patienten durch Kallusdistraktion abgeschätzt werden. In Deutschland beträgt die Strahlenexposition durch natürliche, zivilisatorische und medizinische Quellen pro Jahr 3,55 mS. Verglichen mit der kumulativen Organdosis durch eine Extremitätenverlängerung bedeutet eine Verlängerung der Tibia um 12cm bzw. eine Verlängerung des Femurs um 3cm eine Verdoppelung der jährlichen Strahlenexposition. Insofern erscheint nach den Daten dieser Studie die durch eine Extermitätenverlängerung applizierte zusätzliche kumulative Organdosis tolerabel, wobei eine Femurverlängerung durchaus zu einer messbaren Jahresdosiserhöhung führen kann. Diese lag jedoch in allen Fällen noch unter dem Jahresrichtwert von 20mS für beruflich, strahlenexponiertes Personal.