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Stellenwert der sekundären Kongruenz nach konservativ behandelten Zwei-Pfeiler-Frakturen des Acetabulums
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Text
Einleitung: Durch die völlige Lösung aller Knochenfragmente vom Stamm-Skelett wird den Zwei-Pfeiler-Frakturen des Acetabulums die komplett neue extra-anatomische Orientierung (sekundäre Kongruenz) um den Hüftkopf zugeschrieben. Bisher sind keine Langzeitergebnisse zur sekundären Kongruenz bekannt.
Material und Methoden: Zwischen 1972 und 2002 wurden 86 Patienten mit Zwei-Pfeiler-Frakturen des Acetabulums behandelt. 29 Patienten verstarben primär oder sekundär. Von den 57 Überlebenden konnten 35 nach durchschnittlich 70 Monaten (20-232 Monate) nachuntersucht werden. Es wurden Frakturtyp, Zusatzpathologien (Trümmerzone, Impressionen, Hüftkopfläsion u.a.), klinisches, radiologische Ergebnis sowie die Rate an Gelenkversagen (= Coxarthrose Grad 3+4, schwerer Hüftkopfnekrose, sekündäre Hüft-TEP) analysiert.
Ergebnisse: Durchschnittsalter betrug 38 Jahre (18-67 Jahre), 27 Patienten waren männlich, acht weiblich. Bis auf vier Patienten waren mehrfach verletzt oder polytraumatisiert. Der mittlere Polytrauma-Score (PTS) betrug 30 Punkte (13-83 Punkte). 16 Patienten wiesen eine zusätzliche Beckenringverletzung auf: 6x Typ A, 6x Typ B, 4x Typ C. In drei Fällen erfolgte die operative Stabilisierung des Beckenringes.
Es lagen 27 C1-Frakturen, 4 C2-Frakturen und 4 C3-Frakturen mit Beteiligung des ISG vor. An Zusatzläsionen lagen 1 Hüftkopfkontusion, 6 acetabuläre Impressionen, und 6 acetabulräe Trümmerzonen vor. 3 Patienten wiesen eine Fraktur der hinteren Wand auf.
Die Nachuntersuchungsrate lag bei 62%. 31 Patienten heilten in sekundärer Kongruenz (sK) aus (88%). Die primäre Dislokation lag bei den inkongruenten Patienten (nsK) mit 20mm (17-22mm) doppelt so hoch wie bei Patienten mit sK (11,4mm, 3-27mm). 16 Patienten hatten keine, 11 leichte und 8 mittel bis starke Schmerzen. Der Merle d´Aubigné Score lag bei 28 Patienten im guten bis sehr guten Bereich (≥ 16 Punkte). Ein schwerer Nervenschaden lag bei 4, ein leichter bei drei Patienten vor. Gute bis sehr gute klinische Ergebnisse lagen somit bei 66% vor. 16 Patienten hatten keine und acht eine leichte Coxarthrose. Eine schwere Hüftkopfnekrose lag bei zwei, eine Ankylose bzw. Pseudarthrose bei je einem Patienten vor. Ein Gelenkversagen trat bei 6 Patienten auf (50% nach nsK). Es fand sich eine Abhängigkeit zur primären Dislokation (17 vs. 11mm).
Schlussfolgerung: Die konservativ-funktionelle Therapie von Zwei-Pfeiler-Frakturen des Acetabulums kann in einem hohen Anteil zu sekundärer Kongruenz mit guten Langzeitergebnissen führen. Die primäre Dislokation scheint Einfluß auf das Langzeitergebnis zu haben.