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Einfluss von Simvastatin in lokaler Applikation von osteosynthetischen Implantaten auf die Frakturheilung
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Viele retrospektive klinische und experimentelle Studien untersuchen den Einfluss von Statinen auf Frakturheilung (Rizzo 2006). Es wurde gezeigt, dass Simvastatin die Expression von Bone morphogenetic protein (BMP-2), einem der potentesten Knochenwachstumsfaktoren in vivo, steigert (Mundy 1999).
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist daher die tierexperimentelle Untersuchung eines knochenanabolen Effekts von lokal appliziertem Statin auf die Frakturheilung.
Methodik: 5 Monate alte Sprague-Dawley-Ratten (n=100) erhielten standardisiert eine geschlossene Querfraktur (A3) der rechten Tibia und wurden anschliessend mit einem intramedullären Kraftträger osteosynthetisch versorgt. Dazu wurden Titan-K-Drähte mit oder ohne bioaktive Beschichtungen verwendet. Testsubstanzen wurden in die Beschichtung aus biodegradierbarem Poly(D,L-Laktid) (PDLLA, Schmidmaier 2001) integriert:
- Gruppe I (Kontrollgruppe): unbeschichtet
- Gruppe II (Kontrollgruppe): PDLLA
- Gruppe III: PDLLA + Simvastatin low dose
- Gruppe IV: PDLLA + Simvastatin high dose
- Gruppe V: (Positivkontrollgruppe) - PDLLA + rh-BMP-2.
Es erfolgten regelmässige klinische und radiologische Verlaufsuntersuchungen der Tiere. Nach 28 bzw. 42 Tagen Standzeit wurden die Tibiae explantiert und für radiologische sowie biomechanische Untersuchungen (max. Drehmoment und torsionale Steifigkeit) mit einer Materialprüfungsmaschine (Zwick® 1455, Ulm) verwendet. Statistische Analyse: ANOVA, Dunett-Test.
Ergebnisse: Radiologisch zeigte sich eine gesteigerte Kallusbildung in den BMP-2- und Simvastatin- behandelten Gruppen im Vergleich zur unbeschichteten Kontrollgruppe (d28, d42). In der niedrigen Dosierung hatte Simvastatin keinen Einfluss auf die biomechanischen Eigenschaften. In der höher dosierten Simvastatin-Gruppe zeigte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe zu beiden Zeitpunkten (d28, d42) eine signifikant (p0.05) erhöhte Steifigkeit sowie ein signifikant erhöhtes maximales Drehmoment. BMP-2 behandelte Tiere zeigten ein signifikant erhöhtes Drehmoment (d28) und Steifigkeit (d28, d42).
Schlussfolgerungen: Die vorliegende Untersuchung zeigt eine biomechanisch signifikant verbesserte Frakturheilung unter lokaler Applikation von Simvastatin (high dose). Die biomechanischen Eigenschaften erwiesen sich dabei vergleichbar oder überlegen gegenüber der lokalen Gabe von BMP-2.
Die lokale Applikation von Wachstumsfaktoren bietet den Vorteil der Reduktion von Dosierungen bzw. systemischen Nebeneffekten.
Im Vergleich zu anderen Wachstumsfaktoren aus dem Gebiet der Frakturheilung ist Simvastatin ein weltweit zugelassenes, weit verbreitetes und umfassend geprüftes Pharmakon mit einem günstigen Nebenwirkungsspektrum. Über bereits etablierte therapeutische Effekte in der kardiovaskulären Medizin hinaus betrachten wir Simvastatin daher als vielversprechende Substanz zur Stimulation der Knochenheilung.