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Korrekturgenauigkeit bei Tibiakopfumstellungsosteotomien: Closed-wedge oder winkelstabile open-wedge Technik?
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Die klinischen Ergebnisse valgisierender Tibiakopf-Umstellungsosteotomien (High Tibial Osteotomy, HTO) hängen entscheidend von der erzielten Genauigkeit der Beinachsen-Korrektur ab. Wie weit unterscheiden sich präoperative Zielsetzung und postoperatives Ergebnis bzgl. der Korrektur der mechanischen Beinachse? Erhöhen winkelstabile open-wedge Techniken die Korrekturgenauigkeit gegenüber closed-wedge Osteotomien?
Methodik: 61 Patienten wurden eingeschlossen, deren valgisierende HTO entweder in closed-wedge Technik (CW-Gruppe, n=26), oder in open-wedge Technik (OW-Gruppe, n=35) mit einem winkelstabilen Implantat (Tomofix/LCP, Fa. Clinical House) fixiert worden waren. Anhand einer speziellen Analyse-Software (Medicad, Fa. Hectec) wurde der präoperative Zielwert der Umstellung mit dem Ergebnis der postoperativen Ganzbeinbelastungsaufnahmen verglichen. Durchschnittlich wurde die mechanische BA um 9,9±4,2° valgisiert. Indikationen zur HTO stellten primäre mediale Gonarthrosen (n=31), Varus-Fehlstellungen nach Fraktur (n=20) und Varus-Fehlstellungen bei Kreuzbandverletzungen (n=10) dar. Untersucht wurde zudem, ob das Patientenalter (48±12 Jahre), die Anzahl an Voroperationen (1,8±1,2), das Ausmaß der Korrektur (9,9±4,2°) und der Zeitpunkt der Ganzbeinbelastungsaufnahmen (4,3±6,2Monate) einen Einfluss auf die Korrekturgenauigkeit ausübten.
Ergebnisse: Die erzielte postoperative mechanischen Beinachse unterschied sich insgesamt um 2,1±1,7° vom präoperativen Zielwert. Während in der CW-Gruppe die Abweichung zum Korrekturziel 2,6±1,8° betrug, lag die Abweichung in der OW-Gruppe mit 1,7±1,4° signifikant niedriger (p=0,038). In der OW-Gruppe wurde bei Patienten mit primärer Gonarthrose, sowie bei Fehlstellungen mit Kreuzbandverletzungen, das Korrekturziel signifikant genauer erreicht als bei Fraktur-bedingten Fehlstellungen (p=0,04, bzw. p=0,028). Bei Fehlstellungen mit begleitenden Kreuzbandverletzungen war die Korrekturgenauigkeit nach OW HTO hoch signifikant genauer als nach CW HTO (p<0,001). Die Implantation einer KG-TEP 51±13 Monate nach HTO war in der CW-Gruppe bei 3 Patienten (12%) und in der OW-Gruppe bei einem Patienten (3%) erforderlich. Patientenalter, Anzahl an Voroperationen, Zeitpunkt des Follow-up und Ausmaß der Korrektur hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Genauigkeit des Korrekturergebnisses.
Schlussfolgerung: Die valgisierende open-wedge HTO mit winkelstabilen Implantaten ist der closed-wedge Technik bzgl. der Korrekturgenauigkeit signifikant überlegen, und kann als Goldstandard der HTO angesehen werden. Bei Patienten mit Fraktur-bedingten Tibiakopf-Fehlstellungen erscheint die Gefahr einer größeren Korrekturungenauigkeit erhöht. Zukünftige Studien werden analysieren, ob mit Hilfe von Navigationsmodulen die durchschnittliche Korrekturgenauigkeit der valgisierenden, open-wedge HTO, welche im vorgestellten Patientengut 1,7±1,4° betrug, verbessert werden kann.