Artikel
Erste Ergebnisse nach Stabilisierung von extraartikulären Tibiafrakturen mit dem neuen AO-Marknagelsystem
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Bei den extraartikulären Tibiafrakturen unterscheiden sich die diaphysären Frakturen hinsichtlich der OP-Technik und der Komplikationsrate deutlich von den metaphysären Frakturen, auch wenn prinzipiell alle mittels Marknagelung versorgt werden können. Insbesondere die Marknagelung von Frakturen im proximalen Schaftdrittel ist problembehaftet. In der Literatur werden bis zu 70% primäre und sekundäre Fehlstellungen beschrieben. Das aktuelle AO-Marknagelsystem soll es u.a. aufgrund von proximal und distal erweiterten Verriegelungsoptionen ermöglichen, sowohl diaphysäre, als auch metaphysäre Tibiafrakturen optimiert versorgen zu können. Wir haben uns die Frage gestellt, ob dieses neu entwickelte intramedulläre Implantat in der Lage ist, sowohl diaphysäre als auch metaphysäre Tibiafrakturen mit einem guten Outcome zu versorgen.
Material und Methoden: Von 3/2004 bis 9/2006 wurden in unserer Klinik 135 Tibiafrakturen (74 davon offen) mittels Expert Tibia Nail (ETN, Synthes, Bettlach, Schweiz) stabilisiert und prospektiv erfasst. Im AO-Segment 42 lagen 119 Frakturen: 22 waren Frakturen des proximalen Drittels, 43 Frakturen lagen rein diaphysär, 36 lagen distal metaphysär, bei 18 handelte es sich um Segmentfrakturen (zumeist mit Frakturkomponente im proximalen Drittel). 16 Frakturen hatten ihr Zentrum im AO-Segment 43. Es erfolgte eine Analyse des Ergebnisses direkt postoperativ (n=135) sowie nach 3 Monaten (n=121). Bei n=95 Patienten sind zum jetzigen Zeitpunkt 12 Monate vergangen, davon konnten 79 Patienten nachuntersucht werden.
Ergebnisse: Bei den proximalen metaphysären Frakturen (incl. der Segmentfrakturen mit proximaler Frakturkomponente) lag in 3 Fällen entweder primär oder früh postoperativ eine Valgus-Fehlstellung und/oder eine Prokurvationsdeformität > 5° vor. Die Analyse zeigte in diesen Fällen technische intraoperative Fehler. Bei den distalen Frakturen (sowohl Segment 42 als auch 43) war keine primäre Fehlstellung > 5° festzustellen. In 4/79 Fällen war nach 12 Monaten ein Bolzenbruch (3 bei diaphysären Frakturen) zu verzeichnen. Nach 12 Monaten waren 7 Frakturen (alle offen) nicht definitiv verheilt (1 prox., 4 diaphysär, 1 dist., 2 Segmentfrakturen). In einem Fall einer offenen Fraktur kam es zu einem tiefen Infekt. Bei keinem der Fälle kam es nach 3 und 12 Monaten zu einem sekundären Repositionsverlust.
Schlussfolgerungen: Das neue Implantat vermag in der vorliegenden Untersuchung das Problem des sekundären Repositionsverlustes metaphysärer Frakturen günstig zu beeinflussen. Auch zeigt die Versorgung diaphysärer Frakturen gute Ergebnisse. Trotz der Inhomogenität der untersuchten Stichprobe kann gefolgert werden, dass mit dem vorliegenden Implantat im Vergleich zum vorherigen AO-Tibianagel (UTN) eine Erweiterung der Indikation bei metaphysären Frakturen möglich ist, bei guten Ergebnissen auch bei der „klassischen“ diaphysären Marknagelung.