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Ist die operative Behandlung von Claviculafrakturen notwendig? Ergebnisse einer Nachuntersuchung 20 Jahre nach Trauma
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Klavikulafrakturen betragen 2,6-12% aller Frakturen und 44-66% aller Frakturen im Schulterbereich. Von allen Brüchen des Schlüsselbeins sind ¾ als Mitschaftfrakturen zu klassifizieren. Die Behandlung ist zumeist konservativ. Dies führt in der Regel nicht zu einer anatomischen Verheilung des Schlüsselbeins mit häufig vorkommender Verkürzung, Kallusbildung oder Knickbildung. Die in zunehmendem Maße propagierte operative Behandlung soll dies verhindern und u.a. eine Verbesserung der anatomisch korrekten Heilung und damit besserem funktionellem Ergebnis erzielen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Langzeitergebnisse konservativ behandelter Clavikulafrakturen zu überprüfen.
Methodik: In der in unserem Hause geführten Datenbank konnten 174 Frakturen bei 172 Patienten aus den Jahren 1985/86 identifiziert werden. 23 Patienten mussten ausgeschlossen werden. 149 Patienten wurden recherchiert, wovon 88 Patienten nicht gefunden wurden. 18 Patienten weigerten die Teilnahme an der Studie. Somit konnte bei 43 Patienten (25%) eine Untersuchung beider Schultergelenke durchgeführt werden. Es wurde der Constant-und Murley-Score zur Funktionstestung, die VAS (0-100) und der Dash-Score zur Schmerzmessung herangezogen. Die Beweglichkeit beider Schultergelenke wurde ausgemessen und die Abduktionskraft bestimmt. Die Länge der Clavikulae wurde gemessen. Mit einem Fragebogen wurden die Patienten befragt.
Ergebnisse: Das mittlere Alter betrug 51 ± 9.7 Jahre. Im Constant-Score konnte ein signifikanter Unterschied (86 vs. 91 p< 0.002) und in der Schmerzmessung (VAS 1.8 vs. 7.9 p< 0.004) zwischen verletzter und unverletzter Seite gefunden werden. Beim Fragebogen wurde die Verkürzung und Kallusbildung vor allem von Frauen als negativ bewertet.
Tabelle 1 [Tab. 1]
Schlussfolgerung: Das Ergebnis konservativ behandelter Mitschaftfrakturen des Schlüsselbeins ist gut. Es kann zwar ein statistisch signifikanter Unterschied in verschiedenen Parametern gefunden werden, die klinische Relevanz ist jedoch marginal. Beim kosmetischen Ergebnis wurden jedoch Nachteile festgestellt. Es bleibt somit festzustellen, dass die konservative Behandlung von Mitschaftfrakturen des Schlüsselbeins durchaus Berechtigung hat und dass langfristig wenig Einschränkungen auftreten. Neben einer Erhöhung des Patientenkomforts durch z.B. die Prevotnagelung kann eine starke Verkürzung oder die erwartete Kallusbildung zur operativen Indikationsstellung herangezogen werden.