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Emergency Trauma Score (EMTRAS): Prognoseabschätzung im Schockraum. Entwickelt aus dem Traumaregister mit 23000 Patienten und an 41 Polytraumapatienten evaluiert
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Die korrekte Einschätzung des “traumaload” eines Polytraumatisierten in der frühen Phase im Schockraum ist wesentlich zur Therapieplanung. Hierfür stehen bereits mehrere Scores zur Verfügung, die entweder schlecht mit dem klinischen Verlauf korrelieren (z.B. RTS) oder das vollständige Verletzungsmuster benötigen, was in der frühen Aufnahmephase häufig noch nicht bekannt ist (TRISS, ISS etc.). Aus diesem Grunde haben wir einen Score entwickelt, der zum einen einfach berechenbar und zum anderen vom Verletzungsmuster unabhängig und früh verfügbar ist. Der hieraus entstandene Emergency Trauma Score beinhaltet die Parameter Glasgow Coma Scale (GCS), Base Excess (BE), INR und Alter (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Ziel dieser Arbeit ist es, den im Traumaregister entwickelten Score am eigenen Patientengut zu evaluieren.
Methodik: Im Zeitraum von 1.1. bis 30.6.2006 wurden 41 Patienten mit den Einschlusskriterien Alter >15, New Injury Severity Score > 16 inkludiert. Der Score wurde berechnet und der weitere Verlauf dokumentiert, ohne dass der Score zur primären Therapieplanung herangezogen wurde. Der Beobachtungszeitraum umfasste den gesamten klinischen Aufenthalt bis zur Entlassung. Zielparameter war neben der Mortalität das Auftreten von SIRS, Sepsis, Kliniks- und IC-Aufenthalt. Des Weiteren wurde der EMTRAS mit dem TRISS verglichen.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter betrug 41 Jahre (16-81), wovon 26 Patienten männlichen Geschlechts waren. Die Mortalität lag hoch (29,3%), was durch den großen Anteil an Schädel-Hirn-Traumen zu erklären ist. Der EMTRAS zeigte eine signifikante Korrelation mit der Mortalität (p= 0.015 in der Cox-regression). Sepsis und SIRS wurde bei erhöhten EMTRAS-Werten vermehrt beobachtet, konnte aber wegen der geringen Fallzahl nicht statistisch ausgewertet werden. Eine Korrelation mit der Aufenthaltsdauer konnte nicht nachgewiesen werden. Zwischen dem EMTRAS und dem TRISS fand sich eine hoch signifikante Korrelation (p=0.0001) mit einem Korrelationskoeffizienten von -0.875 (Pearson-Korrelation).
Schlussfolgerung: Interpretationen müssen bei dem noch kleinen Patientenkollektiv zurückhaltend geführt werden. Es scheint jedoch eindeutig, dass die gute Korrelation des EMTRAS mit der Mortalität aus dem Traumaregister auch im eigenen Krankengut wieder zu finden ist. Auch die gute Korrelation mit dem TRISS ist ein Indiz, dass der Score eine gute prognostische Aussagekraft hat. Eine Intervention wurde in dieser Studie noch nicht mit den Scorewerten verbunden, sodass die Frage, ob eine Therapiestrategie auf Basis des EMTRAS eine Mortalitätsreduktion erzielen könnte, noch nicht beantwortet werden kann. Diese Frage wird nun in der kommenden Evaluationsphase untersucht