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Vergleich des transglutealen versus dorsolateralen Zugangs bei Hüft-Endoprothetik hinsichtlich der Drehmomente der hüftumgreifenden Muskulatur – eine randomisierte kontrollierte Studie
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Totalendoprothesen am Hüftgelenk werden am häufigsten über den transglutealen und dorsolateralen Zugangsweg implantiert. Als Vorteil des dorsolateralen Zugangs wird eine bessere Funktion der Hüftabduktoren diskutiert. Aufgrund fehlender randomisierter Untersuchungen ist eine abschließende Beurteilung dieser Operationsverfahren zurzeit aber nicht möglich. In dieser randomisierten kontrollierten Studie soll untersucht werden, ob es in Abhängigkeit vom gewählten operativen Zugangsweg klinisch relevante und statistisch signifikante Unterschiede in den Drehmomenten der hüftumgreifenden Muskulatur gibt.
Methodik: 60 Patienten mit einer einseitigen Koxarthrose wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert dem transglutealen bzw. dem dorsolateralen Zugangsweg zugeordnet. Die transgluteal operierten Patienten (50 % weiblich) zeigten ein medianes Alter von 59 Jahren und einen medianen BMI von 27 kg/m2, gegenüber im Median 55 Jahren und 29 kg/m2 bei den dorsolateral implantierten Patienten (47 % weiblich). Präoperativ sowie 4, 6 und 12 Wochen nach Implantation einer zementfreien Hüft- TEP wurden die auf das Körpergewicht normierten, isometrisch maximal generierten Abduktions-, Flexions- und Extensionsdrehmomente im Stehen untersucht.
Ergebnisse: Das maximale Abduktionsdrehmoment entwickelte sich nach transglutealem Zugang von im Median 0.85 Nm/kp (Quartilspanne 0.63 – 1.13 Nm/kp) präoperativ über 0.57 und 0.73 Nm/kp auf 0.83 Nm/kp (0.74 – 1.20 Nm/kp) drei Monate postoperativ; nach dorsolateralem Zugang zeigte sich ein tendenziell etwas stärkerer Anstieg von im Median 0.76 Nm/kp (0.56 – 0.94 Nm/kp) präoperativ über 0.69 und 0.95 Nm/kp auf 1.05 Nm/kp (0.84 – 1.20 Nm/kp). Im Gegensatz zur Rate positiver Trendelenburgzeichen, die nach transglutealem Zugang signifikant häufiger auftraten (37% versus 13%, Fisher p=0.036), zeigten die Abduktionsdrehmomente aber zu keinem der Untersuchungszeitpunkte einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Stichproben (Wilcoxon p=0.237 bzw. 0.099 bzw. 0.110 und 0.322).
Das maximale Extensionsdrehmoment stieg nach transglutealem Zugang von im Median 0.78 Nm/kp präoperativ auf 1.14 Nm/kp drei Monaten postoperativ; nach dorsolateralem Zugang zeigte sich ein tendenziell etwas geringerer Anstieg von im Median 0.69 Nm/kp auf 0.93 Nm/kp (Wilcoxon p=0.120 vor bzw. 0.043 drei Monate nach OP). Eine Gruppenunterschied im maximalen Flexionsdrehmoment fand sich zu keinem Untersuchungszeitpunkt bei medianen Anstiegen von 0.72 auf 0.94 Nm/kp gegenüber 0.68 auf 0.98 Nm/kp (Wilcoxon p=0.363 vor und p=0.836 nach dem Eingriff).
Schlussfolgerung: Nach Implantation einer zementfreien Hüft-TEP verbesserten sich die Abduktions-, Extensions- und Flexionsdrehmomente der Hüftmuskulatur während der ersten drei Monate signifikant und klinisch relevant, ohne dass im Gegensatz zum Trendelenburgtest signifikante Unterschiede zwischen transglutealem und dorsolateralen Zugangsweg nachweisbar waren.