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Funktionelle Ergebnisse nach roboterassistierter vorderer Kreuzband-Ersatzplastik: CASPARle oder Krokodil?
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Roboterassistierte Eingriffe am Bewegungsapparat wurden nach anfänglicher Euphorie rasch wieder verlassen. Die roboterassistierte vordere Kreuzbandplastik (RAVKP) wurde nur an wenigen Zentren angeboten; klinische Ergebnisse wurden bisher nicht berichtet. In einer retrospektiven Untersuchung sollten die Komplikationsraten und patientenzentrierten Outcomes nach RAVKP mit spezifischen und generischen Instrumenten erhoben werden.
Methodik: Alle Patienten, die im Zeitraum zwischen 05/2000 und 02/2003 in unserer Klinik eine RAVKP (CASPAR-System, Orto Maquet) mittels Patellarsehnentransplantat erhielten, wurden im Jahr 2006 zur Nachuntersuchung einbestellt. Von 135 Patienten konnten 111 identifiziert werden, 100 stimmten der Nachuntersuchung zu (follow-up 74%). Neben einer klinischen Untersuchung wurde eine KT1000-Messung mit 89 N durchgeführt. Als spezifische Outcome-Instrumente dienten der Lower Extremity Functional Scale (LEFS) und der Lysholm-Score. Die generische Lebensqualität wurde mit dem Short Form 36 (SF-36) erhoben; als Referenz diente die deutsche Norm-Stichprobe. Die Auswertung erfolgte deskriptiv unter Angabe von Mittelwerten, Anteilen und Risiken mit adäquaten Streumaßen sowie 95% Konfidenzintervallen (KI). Gemäß Intent-to-treat-Prinzip wurden vier Konversionen auf eine manuelle VKP als RAVKP gewertet.
Ergebnisse: 65 Männer und 35 Frauen mit einem mittleren Alter von 35±11 Jahren und einem Body Mass Index von 26±4 konnten nach durchschnittlich 59±9 Monaten nachuntersucht werden. 60 Patienten wurden zu Lasten der gesetzlichen Unfallversicherung behandelt. Die mittlere Rehabilitationsdauer betrug 134±90 Tage. Das kumulative Risiko für jede Form der Komplikation nach RAVKP beträgt 21% (95% KI 13–30%); hierzu zählen u.a. intraoperative Bohrkanal-Fehlplatzierungen (n=4), oberflächliche Infektionen (n=3), Revisionen (n=3), peroneale Hypästhesien (n=4), tiefe Beinvenenthrombosen (n=2) und Kompartmentsyndrom (n=1). Die mittlere Differenz (MD) der KT1000-Messung (ipsi-/kontralateral) lag bei 0,25 (95% KI -0,16–0,66). Der mittlere Lysholm-Score betrug 86% (95% KI 83–89%), der LEFS 85% (95% KI 82–88%). Männer boten in den SF-36-Dimensionen körperliche Funktionsfähigkeit (MD 7,2, 95% KI 2,6–11,7) und Rollenverhalten (MD 11,7, 95% KI 4,3–19,1) sowie der sozialen Funktionsfähigkeit (MD 35,2, 95% KI 30,8–39,7) relevante Einschränkungen zur bundesdeutschen Norm; bei Frauen war lediglich die soziale Funktionsfähigkeit betroffen (MD 31,6, 95% KI 24,6 –38,7). 50 Patienten gaben an, dass sie wieder eine RAVKP durchführen lassen würden, 41 waren unentschlossen. 73 würden für diesen Eingriff selber zahlen.
Schlussfolgerungen: Fünf Jahre nach RAVKP sind die Ergebnisse in den objektiven Messungen und funktionellen Instrumenten vergleichbar mit den Erwartungswerten an eine konventionelle VKP. Offen bleibt, ob die beobachteten Komplikationen und die Einschränkungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität methodenspezifisch sind.