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Erste Analyse von proinflammatorischem Interleukin-17 bei Polytrauma-Patienten
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Interleukin (IL-17) ist ein biologisch hochaktiver T-Zell-Mediator, der von einer neu identifizierten T-Zell-Subpopulation (Th17/ThIL-17) freigesetzt wird. IL-17 aktiviert weitere typische proinflammatorische Signale wie TNF-α und IL-1β. Die meisten IL-17-Ziel-Gene codieren Cytokine und Chemokine für Neutrophile. Damit ist IL-17 ein zentraler Mediator, der die T-Zell-Stimulation mit der Neutrophilen-Aktivierung verbindet. Im Rahmen von Autoimmun-Prozessen ist diese Rolle von IL-17 bereits gut charakterisiert. Die Rolle im Rahmen der Immundysregulation nach Polytrauma war bisher nicht untersucht. Deswegen wurde systemisches IL-17 als möglicher pathophysiologischer und prognostischer Marker für das Outcome im Plasma von schwerverletzten Patienten bestimmt.
Methodik: Retrospektiv wurde bei 71 Polytrauma-Patienten täglich die systemische IL-6 und IL-17-Konzentration bestimmt (876 Einzelanalysen mittels ELISA). Das Patientenkollektiv bestand aus 55 Männer und 16 Frauen im Alter von 43±16 Jahren (ISS 33±13). Die Kontrollgruppe setzte sich aus gesunden Normalspendern (7 Männer, 18 Frauen) im Alter von 35±18 Jahren zusammen.
Ergebnisse: Im Plasma von 9 Patienten konnten erhöhte IL-17-Werte gemessen werden. Bei 62 Patienten wurde kein IL-17 bzw. nur IL-17-Konzentrationen im Bereich von Normalspendern (max 45 pg/ml) gemessen. Zur Analyse einer möglichen Funktion von IL-17 in der posttraumatischen Phase wurde das Patientenkollektiv in zwei Gruppen aufgeteilt. Gruppe A (47 Männern, 15 Frauen, 43±17 Jahre, ISS 34±13) mit nicht messbaren oder niedrigen IL-17 Konzentrationen und Gruppe B (8 Männer, 1 Frau, 41±9 Jahre, ISS 31±11) mit zu Normalspendern erhöhtem IL-17 (Median 75 pg/ml). In der Gr. B ergaben sich damit signifikant erhöhte IL-6 (p≤0,001) und IL-17 (p≤0,001) Konzentrationen im Vergleich zu den Normalspendern und Patienten der Gr. A. Darüber hinaus wurden signifikante Korrelationen von IL-17 mit IL-6 (p≤0,01) sowie von IL-6 mit den Leukozyten (p≤0,01) und dem CRP (p≤0,01) in der Gr. B analysiert. Patienten mit einem ISS≤25 in der Gr. B zeigten einen signifikanten Anstieg (p≤0,001) der IL-17-Konzentration im Vergleich zu Patienten mit einem ISS>25. Bei 3 Patienten der Gr. B wurden stark erhöhte IL-17-Konzentrationen (Median>200 pg/ml) gemessen. Der klinische Verlauf dieser Patienten wurde ausführlich analysiert. Es handelte sich um männliche Patienten, die als einzige Gemeinsamkeit ein stumpfes Thorax- und Abdominaltrauma aufwiesen, jedoch im ISS, weiteren Verletzungsmustern und dem klinischen Verlauf keine Übereinstimmung zeigten.
Schlussfolgerung: Systemisches IL-17 ist nach Polytrauma nur bei wenigen Patienten nachweisbar. Eine Rolle als pathophysiologischer oder prognostischer Marker kann dem IL-17 damit noch nicht zugeordnet werden. Ob Patienten mit hohem IL-17 Spiegeln eine erhöhte Anzahl von peripheren Th-17-Zellen besitzen, ist Ziel weiterer Studien.