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Die operative Behandlung der proximalen Humerusfrakturen im Wachstumsalter
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Einleitung: Die proximale Humerusfraktur macht je nach Literaturangabe 2-8% aller kindlichen Frakturen und ca. 40% der kindlichen Frakturen des Oberarms aus. Die Behandlung ist eine Domäne der konservativen Therapie aufgrund des hohen Korrekturpotentials durch die Nähe zur proximalen Wachstumsfuge. Abhängig vom Alter der Kinder ist bei stärkerer Dislokation die geschlossene Reposition und Osteosynthese zu befürworten. Als Verfahren der Wahl wird hier die Stabilisierung mittels ESIN (elastic stable intramedullary nailing) empfohlen. In unserer Klinik erfolgte die Operation in der Mehrzahl der Fälle mittels K-Draht-Osteosynthese. Ziel unserer Studie war die Auswertung und der Vergleich unserer funktionellen Ergebnisse.
Methodik: Retrospektiv wurden anhand unserer Akten die Patienten aus den Jahren 2002-2006 im Alter von 0-16 Jahren mit operativ behandelten proximalen Humerusfrakturen erfasst. Die Klassifikation erfolgte anhand der konventionellen Aufnahmen vom Unfalltag nach der Einteilung nach Aitken bzw. nach der AO-Klassifikation. Die Nachuntersuchungsergebnisse wurden im Median 3 Jahre posttraumatisch anhand des constant scores erhoben und ausgewertet.
Ergebnisse: Von 02-06 wurden in unserer Klinik 17 proximale Humerusfrakturen bei Heranwachsenden (6Jungen und 11Mädchen) im Alter zwischen 3 und 16 (Median13) operativ versorgt, wobei nur drei Kinder unter 11 Jahren waren. Es handelte sich meist um Stürze beim Snowboarden, Klettern oder Unfälle im Straßenverkehr. Die Indikation zur Operation wurde abhängig vom Alter und Dislokationsgrad gestellt. Offene Frakturen oder Frakturen mit Nerven- oder Gefäßverletzung wurden nicht beobachtet. Die Operation erfolgte meist noch am Unfalltag, zweimal am Folgetag und einmal nach 3 Tagen. Bei 13 Patienten (77%) erfolgte die Stabilisierung mittels mind. 3 K-Drähten. Dreimal wurden TENs und einmal eine PHP bei einer 16jährigen Patientin verwendet. Bei zwei Patienten musste eine Revision durchgeführt werden, einmal bei initialer Drahtfehllage, einmal bei im Verlauf in das Gelenk perforiertem Draht. Postoperativ wurden die Patienten mit K-Draht-Osteosynthese für zwei Wochen im Gilchrist ruhiggestellt, anschließend folgte die funktionelle Beübung. Die Patienten nach TEN und PHP wurden frühfunktionell nachbehandelt. Die Metallentfernung erfolgte bei K-Drähten nach 4-8 Wochen, bei ESINs nach 3-6 Monaten und bei der PHP nach 1Jahr. Die Nachuntersuchung ergab durchweg gute und sehr gute funktionelle Ergebnisse.
Diskussion: Die Behandlung der proximalen Humerusfraktur ist nach wie vor eine Domäne der konservativen Therapie. Bei größerer Dislokation oder bei Begleitverletzungen ist abhängig vom Alter jedoch eine operative Therapie zu erwägen. Meist wird die Versorgung mittels ESIN als Therapie der Wahl favorisiert. In der vorliegenden Studie zeigen sich jedoch unabhängig vom verwendeten Implantat sehr gute funktionelle Ergebnisse auch bei K-Draht-Osteosynthese mit einer vorübergehenden postoperativen Ruhigstellung.