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Experimenteller Vergleich von konventioneller und perkutaner Pedikelinstrumentierung am Schafsmodell
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Seit einigen Jahren sind perkutane Verfahren zur Pedikelschraubeninsertion vorwiegend bei orthopädischem Krankengut in der Anwendung. Eindeutige Vorteile dieser Technik gegenüber dem konventionellen Verfahren konnten bislang nicht überzeugend nachgewiesen werden. Zielsetzung der vorgelegten Arbeit war, die angenommene biologische Überlegenheit der minimal-invasiven Technik in einem experimentellen Ansatz zu belegen.
Methodik: Die Versuche wurden an 12 ausgewachsene Schwarzkopfschafen vorgenommen. Die Versuchstiere wurden in zwei Behandlungsgruppen (offen konventionell bzw. perkutan, jeweils n=6) eingeteilt. Die Instrumentierung erfolgte in beiden Fällen 2D Bildwandler-gestützt bisegmental von L4 auf L6. Als Implantate wurden 5,2mm starke Pedikelschrauben aus dem Click’X-System mit je zwei 100mm Längsverbindern (Fa. Synthes, Solothurn) verwendet. Nach 6 Wochen erfolgte die ME, nach einer Gesamtstandzeit von 3 Monaten wurden die Tiere geopfert. Peri- und postoperativ wurden zu festgelegten Zeitpunkten der kompartimentale Logendruck, der lokale Blutfluss sowie das skelettmuskel-spezifische Isoenzym der Kreatinkinase i.S. bestimmt. Zur postoperativen Lagekontrolle wurde eine CT des instrumentierten Abschnitts durchgeführt. Ausserdem wurden die OP- und intraoperative Röntgenzeit sowie perioperative Komplikationen erfasst. Komplettiert wurde die Untersuchung durch histologische Präparatgewinnung und neurophysiologische Analytik mittels EMG nach 6 und 12 Wochen.
Ergebnisse: Zwischen den beiden Behandlungsgruppen ergab sich hinsichtlich OP- und Durchleuchtungszeit sowie der Rate fehlplazierter Implantate kein signifikanter Unterschied. Ein signifikant geringerer intraoperativer Blutverlust wurde in der perkutanen Gruppe ermittelt (391,1±94,37 ml offen vs. 62,5±35,1 ml perkutan). Qualitativ waren sich in den histologischen Präparaten zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der Muskelspindelmorphologie keine Unterschiede erkennbar. Aus elektrophysiologischer Sicht ergab sich in beiden Gruppen kein Hinweis auf eine relevante pathologische Spontanaktivität. Funktionell waren alle Tiere unabhängig von der OP-Technik innerhalb von 120 min. nach dem Eingriff ohne erkennbare Restriktionen wieder vollständig mobil.
Schlussfolgerungen: Anhand der gewonnen Daten lässt sich weder aus logistischer Sicht, noch bezüglich der morphologischen und funktionellen Ergebnisse ein Vorteil der perkutanen Technik gegenüber der konventionellen Instrumentierung im Tierversuch konstatieren. Allerdings sind insbesondere die elektrophysiologischen Ergebnisse mit Bedacht zu interpretieren und können aufgrund der eingeschränkten Kooperation der Versuchstiere bei der Untersuchung nicht 1:1 auf den Menschen übertragen werden. Dennoch muss vermutet werden, dass der Einfluss der OP-Technik auf das funktionelle Resultat nach dorsaler Stabilisierung von Wirbelkörperfrakturen überschätzt wird.