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Diclofenac hemmt die BMP-7 (OP-1) induzierte Knochenneubildung
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Nichtsteroidale Antirheumatica (NSAR) wie z.B. Diclofenac sind als Standardtherapie zur Reduktion von Schmerzen und Schwellung im Rahmen der unfallchirurgisch/orthopädischen Behandlung etabliert. Es wurde allerdings in mehreren Studien gezeigt, dass Diclofenac die Frakturheilung hemmt, indem es die Knochenneubildung inhibiert. Für die Knochenneubildung spielt die Ausschüttung der osteoinduktiven Bone Morphogenetic Proteins (BMPs) insbesondere BMP-2 und BMP-7 eine herausragende Rolle. Ob Diclofenac einen direkten Einfluß auf die BMP-induzierte Osteoinduktion hat, ist bisher nicht bekannt.
Methodik: 21 weibliche Mäuse wurden in drei Gruppen eingeteilt und derselben Operation unterzogen. Bei der 1. Gruppe wurde ein Arzneimitteltäger mit 5 µg BMP-7 in die Oberschenkelmuskulatur implantiert, die 2. Gruppe erhielt zusätzlich über den gesamten postoperativen Verlauf Diclofenac in einer humanen Äquivalenzdosis. Der 3. Gruppe wurde als Negativ-Kontrolle lediglich der Arzneimittelträger implantiert. 20 Tage post-OP wurde die Knochenneubildung kontaktradiographisch, mittels 3-dimensionaler mikroCT-Analyse, histologisch (von Kossa Färbung an unentkalkten Schnitten) und histomorphometrisch ausgewertet.
Ergebnisse: In der Kontrollgruppe ohne BMP-7 kam es zu keiner ektopen Knochenbildung. Bei allen mit BMP-7 behandelten Mäusen konnte kontaktradiographisch eine ektope Ossifikation nachgewiesen werden. Die Quantifizierung dieser Ossifikation im mikroCT ergab ein signifikant vermindertes Knochenvolumen in der Diclofenac-Gruppe (BV: 3,86±0,99 mm3 vs. 5,41±0,87 mm3; p<0,05). Histologisch zeigte sich eine signifikant verminderte relative Knochenmasse in der Diclofenac-Gruppe (BV/TV: 8,63±0,78 % vs. 10,67±1,55 %; p<0,05).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen einen hemmenden Einfluß von Diclofenac auf die BMP-7 induzierte Knochenneubildung im Mausmodell. Diese Ergebnisse erweitern unser Verständnis der molekularen Mechanismen des NSAR-Effekts im Rahmen der Frakturheilung und legen einen besonnenen Einsatz von NSAR bei der sehr kostenintensiven Behandlung mit rekombinanten BMPs nahe.