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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und
47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

02. - 06.10.2006, Berlin

Homocystein – ein Prädiktor für osteoporotische Frakturen?

Meeting Abstract

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  • H. Friebe - Reha-Zentrum Wiesbaden, Orthopädie, Wiesbaden, Germany
  • A. Peters - Schwarzwaldklinik, Orthopädie, Bad Krozingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.15.2-308

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgu2006/06dgu1028.shtml

Veröffentlicht: 28. September 2006

© 2006 Friebe et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Risiko 65 Jahre alter Frauen mit vermindertem t-score (≤ - 2,5), in den nächsten zehn Jahren eine Fragilitätsfraktur zu erleiden, beträgt bei Fehlen weiterer Risikofaktoren 20 %. Das relative Frakturrisiko nimmt mit jeder Dekade um das zwei- bis dreifache, mit jedem Abfall der Knochendichte um eine Standardabweichung um den Faktor 1,5 bis 3, nach einer Fragilitätsfraktur um bis zum 8fachen und bei familiärer Belastung um den Faktor 1,2 bis 2 zu. Kalzium und Vitamin D bieten keinen ausreichenden Schutz: im Plazeboarm der MORE-Studie traten bei 10,1 % der Studienteilnehmerinnen unter 500 mg Kalzium und 400 IU Vitamin D neue Wirbelkörperfakturen auf. Der Identifizierung weiterer modifizierbarer Risikofaktoren kommt also besondere Bedeutung zu. Untersucht werden soll die Frage, ob Homocystein ein unabhängiger Prädiktor für osteoporotische Frakturen ist und ob die Frakturinzidenz bei hohem Plasmahomocystein durch B-Vitaminsupplementierung zu senken ist.

Methodik: Durch Literaturreview (Datenbank-Recherche Medline, Pubmed) von 1985 bis 2005 wurden Studien mit den Endpunkten Homocysteinspiegel, Osteoporose und Frakturen ausgewertet.

Ergebnisse: In einer holländischen Kohortenstudie nahm die Frakturinzidenz mit jedem Anstieg der Homocysteinspiegel um eine Standardabweichung um 30 % zu. Die Quartile mit den höchsten im Vergleich zu der mit den niedrigsten Homocystein-Werten hatte ein nahezu verdoppeltes Frakturrisiko. Bei Teilnehmern der Framinghamstudie stieg das Risiko zwischen niedrigster und höchster Quartile bei Frauen um nahezu das Doppelte, bei Männern um fast das Vierfache. Ein ähnlicher Anstieg der Inzidenzrate fand sich bei denjenigen Teilnehmern der LASA-Studie, bei denen sich erhöhte Homocystein- und verminderte Vitamin-B12-Spiegel fanden. Eine japanische RCT zeigte nun erstmals, dass sich bei 628 Patienten mit persistierender Hemiplegie nach apoplektischem Insult durch Gabe von 5 mg Folsäure und 1.500 ug Mecobalamin die anfangs erhöhten Homocysteinwerte sowie das relative Risiko für eine Hüftfraktur um 80 % senken ließen (number needed to treat: 14). Der Effekt ging weder mit einer Abnahme der Sturzhäufigkeit noch mit einer Zunahme der Knochendichte einher, war also nur durch eine Verbesserung anderer Komponenten der Knochenfestigkeit erklärbar.

Schlussfolgerung: Homocystein ist ein von den bekannten Risikofaktoren unabhängiger Prädiktor osteoporotischer Frakturen. Durch Gabe von B-Vitaminen lässt sich bei Hochrisikopatienten die Frakturinzidenz senken. Das Ergebnis sollte in weniger stark selektionierten Populationen bestätigt werden. Daneben sollten laufende Studien mit kardiovaskulärem Endpunkt bei der Nutzen-Risiko-Bewertung berücksichtigt werden.