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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und
47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

02. - 06.10.2006, Berlin

Kniegelenksverletzungen des ungeschützten Verkehrsteilnehmers im Straßenverkehr

Meeting Abstract

  • C. Haasper - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • D. Otte - Verkehrsunfallforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • K. Knobloch - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • J. Zeichen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • M. Richter - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.15.1-370

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgu2006/06dgu1019.shtml

Veröffentlicht: 28. September 2006

© 2006 Haasper et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Kniegelenksverletzungen spielen bei Unfällen mit Personenschäden im Straßenverkehr eine bisher noch nicht genau definierte Rolle. Ziel der Studie war es, durch eine Analyse der aktuellen Verletzungssituation eine Basis zur Verbesserung von präventiven Maßnahmen zu schaffen.

Methodik: Prospektiv am Unfallort und der erstversorgenden medizinischen Institution erhobene Daten von Knieverletzungen ungeschützter Verkehrsteilnehmer sind in zwei verschiedenen Zeitperioden (1985-1993 und 1995-2003) auf folgende Parameter hin untersucht worden: Art der Verkehrsteilnahme, Kollisionsgegner, Kollisionsgeschwindigkeit (Kv, km/h), Impactwinkel, Abbreviated Injury Scale (AIS), Maximum AIS (MAIS), Inzidenz von Polytrauma (Injury Severity Score >15), sowie den Unfallmechanismus. Die statistische Analyse beinhaltete u.a. den Student t-, Chi2- und Linear Trend-Test.

Ergebnisse: Zwischen 1985 und 2003 wurden 17.383 Unfälle mit 22.794 verletzten Personen erfasst, bei denen 4.764 Knieverletzungen vorlagen (20,9 %). 1.794 Fußgänger, 742 Motorradfahrer und 2.728 Fahrradfahrer wurden für die Zeitperioden mit einem KnieAIS ≥1 herausgefiltert. Schwere Band- oder knöcherne Verletzungen des Kniegelenks fanden sich bei weniger als 2 % in Bezug auf alle verletzten Verkehrsteilnehmer. Die Relativgeschwindigkeit bei Bandverletzungen war höher als bei allen anderen Verletzungen des Knies. Das Risiko für Knieverletzungen war für Zweiradfahrer größer als bei den Fußgängern, aber letztere wiesen schwerere Knieverletzungen auf. Im Falle eines Polytrauma (ISS>15) hatte jeder zehnte Patient eine Knieverletzung mit AIS 2 oder 3. Das Gesamtrisiko ist im Vergleich niedrig und signifikant reduziert in der letzten Zeitperiode (27 %, p<0,0001). Der direkte Anprall war in der Unfallmechanismusanalyse besonders häufig. Ein direkter lateraler Anprall führte häufig zu einer Tibiakopffraktur, insbesondere beim Fußgänger. Insgesamt überwog der direkte Anprall mit Biegungsmoment. Das aerodynamische Design der Fahrzeugfronten senkte signifikant (p=0,0015) das Risiko für schwere Knieverletzungen.

Schlussfolgerungen: Am stärksten gefährdet sind motorisierte Zweiradfahrer gefolgt von Fußgängern. Da die aerodynamische Frontgestaltung aktueller PKW im Vergleich zum älteren Design bereits Inzidenz und Schwere von Knieverletzungen verringern konnte, ist eine weitere Modifikation der Aussengestaltung sinnvoll. Es fiel auf, dass ein lateraler Anprall häufig zu einer Tibiakopffraktur führte, insbesondere beim Fußgänger und nicht wie viele Studien postulieren, zu einem Valgusstress und einem Kraftanstieg auf das Innenband führt, dass sodann reißt. Präventive Maßnahmen erlangen aufgrund medizinischer und volkswirtschaftlicher Verletzungsfolgen zunehmend Bedeutung.