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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und
47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

02. - 06.10.2006, Berlin

Keine Entwarnung bei Fußgängerunfällen in städtischen Ballungsgebieten: Ergebnisse der In-Depth Medical Pedestrian Accident Investigation and Reconstruction Study (IMPAIRS)

Meeting Abstract

  • M. Beirau - Unfallchirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • D. Stengel - Unfallchirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • G. Matthes - Unfallchirurgie, Uni Greifswald, Greifswald, Germany
  • T. Diehl - Unfallchirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • A. Ekkernkamp - Unfallchirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • J. Seifert - Unfallchirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.15.1-237

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgu2006/06dgu1018.shtml

Veröffentlicht: 28. September 2006

© 2006 Beirau et al.
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Gliederung

Text

Fußgänger stellen eine gegenüber den Gefahren des Straßenverkehrs besonders exponierte Population dar. Für die Etablierung erfolgreicher sozio-psychologischer, städtebaulicher und fahrzeugtechnischer Präventions- bzw. Risikovermeidungsprogramme fehlen jedoch immer noch belastbare Daten über Verletzungsmuster und -schwere sowie Risikofaktoren für Fußgängerunfälle.

Im Großraum Berlin wurde in Zusammenarbeit zwischen einem Traumazentrum, dem Ford-Forschungszentrum und technischen Sachverständigen der DEKRA eine Inzeptions-Kohortenstudie über Fußgänger-Fahrzeugkollisionen durchgeführt. Datenerhebung, Plausibilitätskontrollen und Auswertung erfolgten im Einklang mit den Grundsätzen guter epidemiologischer Praxis (GEP) und nach Genehmigung durch die lokale Ethikkommission. Geeignete Probanden rekrutierten sich aus einer realen Unfallgruppe. Ausgewählt wurden die Unfälle nach Verletzungsschwere des Fußgängers AIS >1, Datum der Erstzulassung des PKW > 1995 und Höhe der Anstoßgeschwindigkeit sollte > 20km/h. Technische Unfalldaten wurden durch die technischen Sachverständigen direkt am Unfallort erhoben. Die medizinische Dokumentation erfolgte in der Rettungsstelle des zuständigen Traumazentrums. In die deskriptive Auswertung flossen absolute und relative Häufigkeiten, Mittelwerte und Mediane mit ihren entsprechenden Streugrößen sowie 95% Konfidenzintervallen (KI) ein. Bei geeigneten Verteilungsvoraussetzungen und Stichprobenumfängen wurden logistische Regressionsmodelle zur Ermittlung von Risikovariablen berechnet. Zwischen 2001 und 2004 wurden 160 Ereignisse erfasst. Eine vollständige Rekonstruktion aller kinematischen und klinischen Daten erfolgte bisher für 37 Verletzte (19 Männer, 18 Frauen, mittleres Alter 37,1 [SD 23,8] Jahre, mittlerer ISS 32,5 [SD 26,6]). Wesentliche Gefahrenzone war der Übergang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Unfallschuld lag in 25 Fällen beim Verletzten, in den verbleibenden 12 beim Fahrer des Unfallfahrzeugs. Die mittlere Aufprallgeschwindigkeit wurde mit 49,5 [SD 13,7] km/h berechnet. Führende Unfallfolgen waren schwere Schädel-Hirn-Traumen (AIS ≥3: 64,9%, 95% KI 47,5–79,8%), gefolgt von Thoraxverletzungen (AIS ≥3: 37,8%, 95% KI 22,5–55,2%). Häufigste Kontaktflächen waren Frontscheibe (51,4%) und Motorhaube (27,0%); A-Säule und Dachkante waren in je zwei Fällen betroffen. Primärer Auftreffpunkt war in 35,1% (95% KI 20,2–52,5%) das rechte Drittel der Windschutzscheibe. Unfälle in Dämmerung und Dunkelheit erhöhten die Chance für eine Mehrfachverletzung (Odds Ratio [OR] 5,6, 95% KI 1,2–25,7). Die Letalität lag bei 24,3% (95% KI 11,8–41,2%). Leichte und schwere Behinderungen waren bei weiteren acht Verletzten festzustellen (21,6%, 95% KI 9,8 – 38,2%).

Fußgänger haben bei Unfällen eine hohe Wahrscheinlichkeit für lebensbedrohliche Kopf- und Thoraxverletzungen; nahezu ein Viertel aller Betroffenen versterben an den Folgen des Unfalls. Interventionen zur Erhöhung der Aufmerksamk