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Langzeitergebnisse nach konservativ behandelter Hüftdysplasie im Kindesalter
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die klinischen und röntgenologischen Langzeitergebnisse nach ausschließlich konservativer Behandlung einer Hüftdysplasie zu evaluieren. Insbesondere sollte eine Assoziation des initialen Behandlungsergebnisses mit der weiteren Entwicklung des Hüftgelenkes untersucht werden.
Methodik: Über Melderegister konnten insgesamt 44 Patienten (34 Frauen und 10 Männer im Alter von 27 bis 37 Jahren) identifiziert werden, bei denen im Zeitraum von 1970 bis 1980 eine stationäre konservative Behandlung (manuelle Reposition, Extension, Gipsbehandlung, Pavlikbandage) erfolgte. Der Therapiebeginn lag bei allen Patienten vor dem 36. Lebensmonat. Ausschlusskriterien waren neurologische und muskuläre Grunderkrankungen sowie zwischenzeitliche Behandlungsmaßnahmen. Das röntgenologische Ergebnis (AC, ACM) nach Abschluss der konservativen Behandlung wurde über eine Auswertung archivierter Röntgenaufnahmen retrospektiv bestimmt. Bei der Nachuntersuchung erfolgten eine klinische Untersuchung (Harris Hip Score und WOMAC-Arthrose-Index) und eine röntgenologische Verlaufskontrolle. Klassifikations-basierte Befunde bei Therapieende im Kindesalter und bei der Nachuntersuchung wurden mittels Kontingenztafeln deskriptiv gegenüber gestellt; Befund-Änderungsraten wurden mittels McNemar-Tests auf lokal signifikante Unterschiede geprüft.
Ergebnisse: Bei der klinischen Nachuntersuchung ergab sich bei fast allen Patienten ein normaler Hüftbefund (medianer Harris Hip Score 100 Punkte, medianer WOMAC-Score 99,8 Punkte). Somit konnte kein Einfluss des frühkindlichen Behandlungsergebnisses auf das klinische Outcome im Erwachsenenalter festgestellt werden. In der röntgenologischen Auswertung zeigten Dysplasiehüften, die nach Abschluss der frühkindlichen Behandlung als mäßig oder schwer pathologisch eingestuft wurden, eine Nachreifung mit signifikanter Verbesserungsquote um 30-40% je nach Klassifikations-System. Dem gegenüber stand eine nur geringe Verschlechterungsrate (5-10% je nach Klassifikations-System) von gesunden oder leicht pathologischen Hüftgelenken nach Abschluss der frühkindlichen Behandlung (p<0.001). Konkret zeigten zum Abschluss der frühkindlichen Behandlung beispielsweise 48% einen gesunden oder leicht pathologischen und 52% einen mäßig oder schwer pathologischen AC-Winkel, wohingegen bei der Nachuntersuchung nur noch 19% einen mäßig oder schwer pathologischen AC-Winkel aufwiesen.
Schlussfolgerung: Bei einer Nachuntersuchungszeit von ca. 30 Jahren lässt sich in unserem Patientenkollektiv keine Assoziation des frühkindlichen Behandlungsergebnisses mit dem klinischen Outcome feststellen. Die Chance einer Nach- oder Ausreifung bei primär schlechtem konservativem Behandlungserfolg ist hoch. Zu diskutieren bleibt, ob die frühkindliche Behandlung als Trigger für die Nach- und Ausreifung entscheidend ist, oder ob die natürliche Nachreifung im Rahmen der Skelettentwicklung als entscheidendes Moment anzusehen ist.