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Eine gesundheitsökonomische Analyse für westeuropäische Gesundheitssysteme für den Einsatz von BMP-2 bei offenen Tibiafrakturen
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Einleitung: Der zusätzliche Einsatz von rekombinant humanem Bone Morphogenetic Protein-2 (rhBMP-2) zeigte bei 3.° offenen Tibiaschaftfrakturen durch Verminderung von Revisionseingriffen, schnellere Frakturheilung und Verminderung von Infektionsraten eine deutliche Verbesserung des Behandlungsergebnisses gegenüber alleiniger Weichteilversorgung mit intramedullären Nagelung (BESTT-Studie). Aufgrund des Preises von 2970 € pro Applikation wird rhBMP-2 in Europa von gesetzlichen Krankenversicherungen momentan nicht finanziert. Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, ein gesundheitsökonomisches Modell zur Berechnung von Einsparungen und Kosteneffektivität von rhBMP-2 für die Indikation der 3.° offenen Tibiafraktur für das deutsche und das britische Gesundheitssystem zu erarbeiten.
Methoden: Die Rohdaten aus einer bereits publizierten prospektiven, randomisierten und kontrollierten Studie an 450 Patienten (BESTT-Studie) wurden verwendet, um eine Aufstellung von Behandlungskosten für jeden Patienten aus der Kontroll- bzw. 1.5 mg/ml rhBMP-2-Gruppe auf Basis des aktuellen G-DRG-Systems für Deutschland bzw. des National Health Systems (NHS) für Großbritannien vorzunehmen. Die Studie wurde für beide Länder aus Gesundheitssystem- und aus Gesellschaftsperspektive für einen 1-Jahreszeitraum durchgeführt. Die Kosteneffektivität wurde mittels einer Nutzwertanalyse ermittelt.
Ergebnisse: Der Einsatz von rhBMP-2 für 3. offene Tibiafrakturen führt zu Kosteneinsparungen von 3183 € pro Fall und führt somit zu Nettoeinsparungen für das deutsche Gesundheitssystem. Der Hauptanteil der Einsparungen ist auf die schnellere Frakturheilung und einer dadurch bedingten schnelleren Arbeitsfähigkeit des Patienten mit Einsparungen bei Krankengeldzahlungen zurückzuführen. In Groß-Britannien ergeben sich für das NHS, das keine Leistungen für Krankengeldzahlungen erbringt, Einsparungen von 1582 € für Sekundärbehandlungen. Mit einer Nutzwert-Analyse kann gezeigt werden, dass die somit zusätzlich notwendigen Ausgaben von 2790 € - 1582 € = 1208 € durch Verbesserung des Gesundheitszustandes der Patienten zu einer Kosteneffektivität führt. Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht, bei der Krankengeldzahlungen in Betracht gezogen werden, ergeben sich auch für Groß-Britannien Einsparungen von 3527 €, die ebenfalls den Produktpreis übersteigen und rhBMP-2 somit zu Nettokosteneinsparungen führen.
Schlussfolgerung: Für das deutsche Gesundheitssystem führt der Einsatz von rhBMP-2 bei 3.° offenen Tibiafrakturen zu Nettokosteneinsparungen. Dies ist auch für andere westeuropäische Gesundheitssysteme zu erwarten, bei denen Krankengeldzahlungen Bestandteil des Leistungskataloges der Krankenversicherungen sind. Für Systeme, wie z.B. dem NHS, wo Krankengeldzahlungen von anderen Parteien erfolgen, führt rhBMP-2 aus Gesamtgesellschaftssicht zu Nettoeinsparungen. Diese Ergebnisse sollten dazu führen, dass rhBMP-2 zukünftig für offene Tibiafrakturen von den Gesundheitssystemen finanziert wird.