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Die Versorgung proximaler Humerusfrakturen mittels winkelstabiler Plattenosteosynthese bei geriatrischen Patienten – Wird wirklich alles besser?
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Einleitung: Die proximale komplexe Humerusfraktur ist eine häufige Verletzung des höheren Lebensalters. Während gering bis nicht dislozierte Frakturformen einheitlich konservativ behandelt werden, wird die Diskussion um die optimale Versorgung komplexer Frakturen nach wie vor kontrovers geführt. Das Ziel dieser Untersuchung bestand darin, festzustellen, welche klinisch-funktionellen Ergebnisse sich mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese erreichen lassen und wie diese im Vergleich mit anderen etablierten Osteosyntheseverfahren ausfallen.
Methode und Material:Im Rahmen einer retrospektiven Studie konnten 58 Patienten, 40 Frauen und 18 Männer, Altersdurchschnitt 71,4 Jahre, die im Zeitraum 05/2003 bis 02/2004 in unserer Klinik aufgrund einer proximalen Humerusfraktur operativ mittels winkelstabiler Kleinfragmentplatte versorgt wurden, klinisch und radiologisch nachuntersucht werden. Die Einteilung der Frakturen erfolgte nach NEER und die funktionelle Nachuntersuchung erfolgte unter zu Hilfenahme des Constant-Scores (CS). Bei allen Patienten lag eine kapitale / subkapitale 3- oder 4-Fragmentfraktur, in zwei Fällen mit Luxation des Kopffragmentes vor.
Ergebnisse: Es fand sich ½ Jahr post OP ein durchschnittlicher CS von 49.3 (altersadaptiert 69.8, seitenadaptiert 67.1). Im Rahmen der Nachuntersuchung 1 Jahr post OP konnte eine deutliche Verbesserung im CS auf durchschnittlich 65.6 (altersadaptiert 83.7, seitenadaptiert 81.9) verzeichnet werden. Patienten mit korrekter anatomischer Reposition erzielten ein signifikant besseres Ergebnis im CS. Bei 6 Patienten kam es trotz Winkelstabilität zu einem sekundären Repositionsverlust mit Durchspießung der Kopfkalotte durch die winkelstabilen Schrauben. Zweimal kam es zum Ausriss der Platte aus dem Schaftfragment. In 5 Fällen war eine Reosteosynthese mit anschließend unauffälligem Verlauf möglich, 3mal wurde sekundär eine Hemiprothese implantiert. Ein postoperativer Infekt trat in 2 Fällen auf. Der Literaturvergleich mit verschiedenen nicht winkelstabilen Osteosyntheseverfahren zeigte kein besseres funktionelles Ergebnis im CS.
Schlussfolgerung: Mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese lassen sich am proximalen Oberarm überwiegend gute bis zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Allerdings führen winkelstabile Oberarmplatten anhand unserer Ergebnisse nicht zu einer signifikanten Verbessung im Outcome im Vergleich zu anderen Osteosyntheseverfahren. Unter sozioökonomischen Aspekten sollte man von einem derzeit dreifach teureren Implantat auch ein deutlich besseres Ergebnis erwarten können. Bedeutsam für ein gutes Ergebnis ist vielmehr die korrekte anatomiegerechte Reposition als verfahrensunabhängige Variable. Wer weichteilschonend und anatomiegerecht operiert, wird auch ohne Winkelstabilität gute Ergebnis erzielen können.