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Minimalinvasive vs konventionelle Verfahren bei Wirbelsäuleneingriffen - Verfahrensvergleich hinsichtlich der Frühkomplikationen
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Bestehen Verfahrensunterschiede zwischen den Frühkomplikationen minimalinvasiver (MISS) und konventioneller (KONV) Wirbelsäuleneingriffe?
Methoden: In einem europäischen Wirbelsäulenregister wurden von 03/2000 bis 10/2005 2574 Patienten prospektiv erfasst, bei denen ein minimalinvasiver oder konventioneller Wirbelsäuleneingriff durchgeführt worden war (MISS n=172, KONV n=2402). Beide Kollektive wurden verglichen hinsichtlich ihrer Frühkomplikationen (Komplikationen, welche während des stationären Aufenthaltes der Patienten aufgetreten waren). Die statistische Auswertung erfolgte anhand nicht-parametrischer Tests bei EBM-Level 3.
Ergebnisse: Das mediane Alter des MISS-Kollektivs war 45,3 J. (Interquartilerange IQR 35,8 – 59,0 J.), das mediane Alter des KONV-Kollektivs 55,6 J. (IQR 42,3 – 68,4 J.) bei gleicher Geschlechterverteilung. In beiden Kollektiven waren die degenerativen Erkrankungen am häufigsten vertreten. Frakturen überwogen im MISS-Kollektiv, Deformitäten im KONV-Kollektiv. In 75% der Fälle erfolgte der Eingriff in beiden Kollektiven lumbal oder lumbosacral. Die Op-Dauer betrug in beiden Kollektiven zwischen 1 und 2 Stunden. Im MISS-Kollektiv traten bei 25 Patienten (14,5 %) Frühkomplikationen auf: 16 verfahrensspezifische (9,3 %) und 10 internistische (5,8 %) Komplikationen (bei einem Patienten kombiniert). Das KONV-Kollektiv wies 295 (12,3 %) Patienten mit Frühkomplikationen auf: 162 verfahrensspezifische (6,7 %) und 149 internistische (6,2 %) Komplikationen (bei 16 Patienten kombiniert). Die verfahrensspezifischen Frühkomplikationen im MISS-Kollektiv waren in einem Fall (1/16) Reinterventions-pflichtig, während im KONV-Kollektiv 19 (11,7%) Patienten reoperiert wurden. Im MISS-Kollektiv waren 14 von 16 Patienten mit verfahrensspezifischen Komplikationen bei Entlassung beschwerdefrei, im Vergleich zu 111 (68,5 %) im KONV-Kollektiv.
Schlussfolgerungen: Während verfahrensspezifische Frühkomplikationen bei minimalinvasiven Wirbelsäuleneingriffen häufiger auftreten als bei konventionellen Eingriffen, sind internistische Komplikationen gleich häufig. Mögliche Gründe hierfür sind anspruchsvollere anteriore Verfahren im MISS-Kollektiv, in welchem Dekompressionen mit Fusionen - als häufigste Verfahren – alleinigen Dekompressionen im KONV-Kollektiv gegenüberstanden. Jedoch findet sich bei Betrachtung der Frühkomplikationen im MISS-Kollektiv im Zeitverlauf eine Abnahme der Komplikationen. Seit 07/2003 wurden für dieses Kollektiv keine Komplikationen mehr verzeichnet, welches auf eine deutliche Lernkurve hinweist. Die geringere Reinterventionsrate und selteneren Rest-Beschwerden zum Entlassungszeitpunkt im MISS-Kollektiv deuten darauf hin, dass die Frühkomplikationen im MISS-Kollektiv weniger schwerwiegend sind als im KONV-Kollektiv, welches durch das geringere Alter des MISS-Kollektivs begründet sein kann.