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Gelingt eine Abschätzung der Verletzungsschwere nach Verkehrsunfällen anhand technischer Parameter?
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Einleitung: Der prädiktive Wert technischer Parameter zur Abschätzung der Verletzungsschwere nach PKW-Unfällen wird kontrovers diskutiert. In eine Modell wurde überprüft, ob und welche technischen Daten dem erfahrenen Arzt eine Einschätzung der Verletzungsschwere erlauben.
Methode: In einem mehrphasigen Experiment wurden drei auf dem Gebiet des Schockraummanagements und der präklinischen Versorgung erfahrenen Ärzten technische Datenfragmente von 100 PKW-Verkehrsunfällen vorgelegt. Auf der Basis dieser Informationen sollte die vermutete Verletzungsschwere des Fahrers abgeschätzt und klassifiziert werden (Klasse 1, „leicht“: ISS 0-8; Klasse 2, „schwer“: ISS 9-15; Klasse3, „lebensgefährlich“: ISS 16-74; Klasse 4, „tödlich“: ISS 75). Folgende Daten wurden vorgegeben: Phase 1: Notwendigkeit technischer Rettung, Herausschleudern eines Insassen, Gurtnutzung, Vorhandensein/Auslösen des Airbag; Phase 2: Fahrzeugendlage, Kollisionskontrahent, Impulsrichtung des Aufpralls, maximale Deformationstiefe; Phase 4: Photodokumentation des Unfallfahrzeugs. Die Übereinstimmung zwischen den Teilnehmern wurde durch das Kappa-Maß bestimmt. Die Modellgüte wurde durch „Reiceiver-Operating-Characteristics“ (ROC) ermittelt.
Ergebnis: Die Übereinstimmung war zwischen den einschätzenden Ärzten in der ersten Phase moderat, in den anderen beiden Phasen solide (Phase 1: Kappa=0,42; Phase 2: Kappa=0,65; Phase 3: Kappa=0,61). Die Flächen unter den ROC-Kurven erreichten nach einer Dichotomisierung (ISS 0-8 und ISS 9-75) Werte zwischen 0,4 und 0,56. Es ließ sich kein prädiktiver Wert erkennen.
Diskussion: Allein anhand technischer Unfallparameter gelingt es dem Arzt nicht, Rückschlüsse auf die Verletzungsschwere zu ziehen. Zwar stimmten die Ärzte in Ihrer Einschätzung gut überein, jedoch ohne fassbaren prädiktiven Wert.