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Einfluss der interfragmentären Scherbewegung auf die Frakturheilung
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Die Steifigkeit einer Osteosynthese beeinflusst den Verlauf und das Ergebnis der Frakturheilung. Allgemein anerkannt ist, dass sich moderate Kompression förderlich auswirkt, wohingegen Scherbewegungen zwischen den Fragmenten vermieden werden sollten. Die Hypothese der Studie war, dass interfragmentäre Scherbewegungen den Frakturheilungsverlauf beeinflussen. Ziel dieser Studie war, den Einfluss unterschiedlicher Ausmaße an Scherbewegung auf die chronologische Entwicklung des Heilungsergebnisses einer Fraktur zu untersuchen.
Methoden
64 Schafe (weiblich, zweijährig) wurden randomisiert in 8 Gruppen (n=8) eingeteilt. Die Tiere wurden einer Osteotomie (3 mm Spalt) der rechten Tibia unterzogen, welche mit einem externen Fixateur stabilisiert wurde. Die Hälfte der Tiere erhielt einen konventionellen monolateralen Fixateur, die andere wurde mit einem modifizierten scherweicheren Fixateur versorgt. Nach 2, 3, 6 bzw. 9 Wochen wurde die Frakturzone histomorphometrisch analysiert. Bei den 6- und 9-Wochengruppen wurde eine Torsionstestung beider Tibiae durchgeführt. Statistische Auswertung: Mann-Whitney-Test.
Ergebnisse
Der scherweiche Fixateur zeigte in den in vitro-Tests eine signifikant geringere (p=0,029) Biegesteifigkeit. Die knöcherne Kallusfläche stieg in beiden Gruppen stetig an, wohingegen die Bindegewebsfläche in beiden Gruppen über die Heilung abnahm. Nach der 6. Woche war beim konventionellen Fixateur kein weiterer Anstieg der knöchernen Kallusfläche zu verzeichnen. Zudem war die Bindegewebsfläche in der 6. Woche signifikant kleiner (p=0,005) als in der Gruppe des weichen Fixateurs. In der 9. Woche war beim konventionellen Fixateur die knöcherne Kallusfläche signifikant kleiner (p=0,001) als die des weichen Fixateurs. Der postmortale biomechanische Torsionstest ergab nach 6 Wochen eine signifikant höhere Torsionssteifigkeit (p=0,041) für den konventionellen Fixateur. Nach 9 Wochen war kein biomechanischer Unterschied messbar. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass 6 Wochen nach der Operation der konventionelle Fixateur dem scherweichen sowohl bezüglich seiner biomechanischen Eigenschaften als auch der histologischen Qualität des Kallus deutlich überlegen war.
Schlussfolgerungen
Diese Studie belegt, dass das Ausmaß der Scherbewegung den Frakturheilungsverlauf beeinflusst. Während moderate interfragmentäre Scherbewegungen die Frakturheilung nicht negativ beeinflusst haben, führten interfragmentäre Scherbewegungen von größerem Ausmaß zu einer verzögerten Frakturheilung mit voluminöser Kallusformation. Um eine ähnliche biomechanische Kompetenz zu erreichen, musste beim weichen Fixateur eine viel größere Kallus- und Knochenmenge erzeugt werden. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass exzessive Scherbewegungen im Verlauf der Frakturheilung vermieden werden sollten, wohingegen moderate Scherbewegungen sich nicht negativ auf den Frakturheilungsverlauf auswirken und somit toleriert werden können.