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Wirbelsäulenfrakturen bei Mehrfachverletzten: eine Analyse der DGU Polytraumadatenbank
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Im Verletzungsmuster polytraumatisierter Patienten sind Wirbelsäulenverletzungen häufig. Um weitere Aufschlüsse über die Epidemiologie und den klinischen Verlauf dieser Entität zu erhalten wurde das Traumaregister der DGU diesbezüglich ausgewertet.
Methoden
Aus dem Schwerverletzten-Register der DGU (n=8057 Patienten, Stand 07/2002) wurden 772 Patienten mit schwerem Wirbelsäulentrauma (AIS>2) identifiziert (72% Männer, 28% Frauen; Alter 37 ±17 Jahre, mittlerer ISS: 29 ±15 Punkte).
Ergebnisse
80% der Patienten waren zum Unfallzeitpunkt zwischen 15 und 54 Jahren alt, am häufigsten war die Altersgruppe 25-34 Jahre (26%) betroffen. Verkehrsunfälle stellten die häufigste Unfallart dar (49%), gefolgt von Stürzen (20%) aus größerer Höhe (> 3m). Bei nahezu der Hälfte der Patienten wurde die Wirbelsäulenverletzung vom Notarzt präklinisch nicht diagnostiziert. Die HWS (34%), die BWS (40%) und die LWS (31%) waren annähernd gleich häufig verletzt. 20% der Patienten wiesen eine inkomplette und 27% eine komplette Querschnittssymptomatik auf. Die mediane Verweildauer auf der Intensivstation betrug 8 Tage, die Krankenhausverweildauer im Median 22 Tage. Die 90 Tage Letalität lag bei 22%.
Insbesondere BWS-Verletzungen, obwohl am seltensten mit neurologischen Ausfällen kombiniert, hatten aufgrund des signifikant häufigeren gleichzeitigen Thoraxtrauma (96% vs. 37%) eine längere mittlere Intensivverweildauer und Beatmungsdauer. LWS-Frakturen waren signifikant mit schweren Abdominalverletzungen kombiniert (93% vs. 13%).
Schlussfolgerungen
Nahezu 10% aller dokumentierten Schwerverletzten im Traumaregister wiesen schwere Wirbelsäulenverletzungen auf. Diese Verletzungen wurden präklinisch häufig unterschätzt. Aufgrund des häufig begleitenden Thoraxtraumas bedürfen Frakturen der BWS eines besonders kritischen operativen und intensivmedizinischen Therapieregimes.