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Ist die ventrale Rekonstruktion bei hoch instabilen Frakturen der BWS notwendig?
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Schwere Berstungsfrakturen und komplexe Mehretagen-Verletzungen mit Querschnittlähmung durch Hochrasanztraumen führen an der BWS regelhaft zu Substanzdefekten der ventralen Säule und zu Instabilitäten mehrerer Bewegungssegmente. Machen diese knöchernen Substanzdefekte sowie der Funktionsverlust der angrenzenden Bandscheiben eine ergänzende Rekonstruktion der ventralen Säule nach erfolgter Dekompression und Reposition von dorsal notwendig? Durch eine retrospektive Auswärtung der Ausheilungsergebnisse von Ein- und Mehretagenverletzungen des Typs C,welche ausschließlich einer dorsalen Rekonstruktion unterzogen wurden,sollte geklärt werden,ob signifikante Korrekturverluste der stabilisierten BWS-Abschnitte festzustellen sind und sich für diese Verletzungstypen die Forderung nach einer ventralen Versorgung ableiten lässt.
Methoden
Es wurden 64 Patienten retrospektiv in einem Zeitraum von 01/98 und 07/03 erfasst.Eingeschlossen wurden Patienten mit Typ C Frakturen der BWS,die ausschließlich von dorsal osteosynthetisch stabilisiert wurden. Anhand des radiologischen Bildmaterials (Röntgen BWS und CT BWS) konnte der Kyphosewinkel des operierten Wirbelsäulensegments,des betroffenen Wirbelkörpers und die Seitverbiegung im postoperativen Verlauf(2,79±1,55 Monate und 17,65±12,79 Monate)als Messwert für die Stabilität der Osteosynthese bestimmt werden. Ebenfalls anhand des radiologischen Bildmaterials wurde der Zeitpunkt der Ausbildung einer knöchernen Überbrückung des operativ stabilisierten Wirbelsäulenabschnitts bestimmt.
Ergebnisse
Das Alter zum Unfallzeitpunkt war im Median 35,96 Jahre. 85% waren C2- und 15% C1 Verletzungen. 38% der Unfallursachen waren Motorradunfälle, 27% Kfz-Unfälle, 23% Sprünge in suicidaler Absicht, 8% Stürze aus großer Höhe bei der Arbeit, 4% Skiunfälle. Als Begleitverletzungen hatten 92% der Verunfallten ein schweres Thoraxtrauma, davon 50% einseitige Rippenserienfrakturen, 19% beidseitige Rippenserienfrakturen, 12% costo-vertebrale Luationen, 8% eine Sternumfraktur, 65% einen Hämatothorax, 38% einen Pneumothorax, 42% eine Lungenkontusion. 15% der Patienten hatte eine Clavikulafraktur, 42% eine zusätzliche Wirbelkörperfraktur, 27% ein Schädelhirntrauma, 4% ein Bauchtrauma, 4% eine Beckenfraktur und 23% Extremitätenfrakturen. Der Kyphosewinkel des betroffenen Wirbelkörpers hat 17,65±12,79 Monate postoperativ um 0,625°±1,08° zugenommen,der des Wirbelsäulensegments um 4,67°±3,99°. Die Wirbelkörpervorderkante des betroffenen Wirbelkörpers hat im Verhätlnis zur Hinterkante 17,65±12,79 Monate postoperativ um 0,05±0,04 abgenommen. Die Seitverbiegung des stabilisierten Wirbelsäulensegments hat 17,65±12,79 Monate um 0,67°±1,75° zugenommen.
Schlussfolgerungen
Trotz der hochgradigen Instabilität der Wirbelsäulenverletzung zeigte das untersuchte Kollektiv im Verlauf keinen postoperativen Korrekturverlust und keine Achsabweichung. Somit ist die alleinige Versorgung von dorsal ausreichend, patientenschonend und ressourcensparend.