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Späte Nervenrekonstruktion und Regeneration durch Transplantation nach Langzeitdenervierung des Ischias-Nervs der Lewis Ratte
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Nach der traumatischen Durchtrennung eines peripheren Nervens ist eine sofortige Wiederherstellung des Nervs oft unmöglich. Verlaufsabhängig werden Nerven erst nach ≥ 2 Jahren rekonstruiert. Gleichzeitig aber besteht Übereinstimmung über die Notwendigkeit einer frühen Nervennaht. Experimentelle Daten zu Zeitfakoren sind rar. Ziel unserer tier-experimentellen Studie war eine quantitative Definition.
Methoden
120 Ratten (80 w, 40 m) wurden untersucht. Hierzu wurde der Ischias Nerv durchtrennt und sein proximaler Anteil in einem Muskelpouch versenkt. Die Tiere wurden gruppiert. Die Reparatur des Nerven erfolgte gruppenabhängig nach 0 (direkte Naht), 3 , 6, 9 sowie 12 Wo. Die Rekonstruktion erfolgte mit einem 5mm langem congenitalen Allotransplatat. Die erste Gruppe erhielt ein Frischtransplantat, die anderen ein 12 Mo. in situ prädegeneriertes Transplantat.
Nach 12 Wochen Regeneration wurde untersucht:
1. Das funktionelle Outcome wurde mittels einer FOOTPRINTS® Gehstreckenanalyse und durch Erstellung des "Sciatic functional index" bestimmt. Der N. peroneus communis und der soleus Ast des N. tibialis post. wurde anatomisch dargestellt, markiert und gefärbt mit kristallinem DII sowie Fast Blue Kristallen (FB) .
Nach 14 d Zeit zu retrograder Markierung der Perikaria aller spinaler Motoneurone mit nachgewachsenen Axonen, wurde das lumbale und sacrale RM untersucht. Nach Fixation mit 4% Paraformaldehyd und Erstellung 50μm dicker longitudinaler Schnitte wurden die DII, die FB, sowie die doppelt markierten Motoneurone mittels Fraktionator gezählt. Die Auszählung geschah kodiert, der SFI wurde unabhängig bestimmt.
Ergebnisse
Der SFI aller Tiere betrug vorher normalwertig 0. Er veränderte sich auf -85 bis -125, gemessen 3, 6 und 12 Mo. nach der Denervation (SFI 1 Beinparalyse:-100). Der SFI wurde dann an 28, 56, 63, 70, 77 und 84 d post-OP gemessen. Finaler SFI 84 d nach Transplantation: -130±11 (frisches Transplantat, n=8 ) und -116±24 (prädeg. Transplantat, n=8) mit 12 Mo Denervierung, aber auch -117±13 (frisch) und -108±21 (prädeg.) bei direkter Nerven-Naht.
Die Neuronale Markierung zeigte 533±95 (frisch) und 631±83 (prädeg.) markierte Motoneurone im RM bei direkter Nervennaht. Bei verzögerter Nervennaht (12 Mo.) fanden sich noch 474±108(frisch) und 506±129 (prädeg.) markierte Motoneurone.
Die DII und die FB markierten Neurone waren komplett myotopisch unorganisiert.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse des vorliegenden Versuchs zeigen, dass ein congenital allogenes Nerventransplantat bezüglich der Leitungskapazität funktioniert. Hier ist auch nur ein geringer Ergebnis-Unterschied bzgl. einer direkten oder verzögerten Replantation. Obgleich eine objektive Reinnervation des Muskels nachweisbar ist (Retrogrades Neurotracing), ist das funktionelle Outcome enttäuschend wie vor einer Replantation. Die Regenerationsfähigkeit des peripheren Nervs erscheint durchaus möglich, eine funktionelle Erholung jedoch nicht.