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Die primäre Versorgung kniegelenksnaher Frakturen mit Kniegelenktotalendoprothese
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Fragestellung
Gibt es alternative Versorgungsmöglichkeiten kniegelenksnaher Frakturen bei Patienten mit Begleiterkrankungen, Osteoporose oder Gonarthrose?
Methoden
Im Zeitraum von 01.01.1998 bis 31.12.2003 wurden retrospektiv alle Patienten in einer Studie erfaßt, die entweder primär oder unmittelbar postprimär bei kniegelenksnaher Femurfraktur oder Tibiafraktur mit einer Kniegelenktotalendoprothese versorgt wurden.
Ergebnisse
Im Zeitraum vom 01.01.1998 bis 31.12.2003 wurden in unserer Abteilung insgesamt 5 Patienten mit kniegelenksnaher Fraktur primär oder unmittelbar postprimär mit einer Kniegelenktotalendoprothese versorgt. Das Alter der Patienten lag zwischen 73 und 80 Jahren.
Bei 2 Patienten lag eine laterale Tibiakopffraktur vor, bei einem Patient eine mediale Tibiakopffraktur. Diese 3 Patienten wurden jeweils mit einer vollzementierten Standard Kniegelenkstotalendoprothese versorgt.
Eine Patientin mit proximaler Tibiaschafttrümmerfraktur war zunächst mit Fixateur externe versorgt und wurde anschließend mit einer vollzementierten Kniegelenkstotalendoprothese mit langem Schaft der tibialen Komponente definitiv versorgt.
Bei einer Patientin mit diacondylärer Femurfraktur erfolgte kurz nach durchgeführter Plattenosteosynthese bei Plattenausbruch der Verfahrenswechsel auf eine vollzementierte Rotationsknieprothese mit Luxationsschutz.
Bei allen Patienten bestand eine ausgeprägte Gonarthrose. Alle Patienten konnten direkt postoperativ unter Vollbelastung mobilisiert und krankengymnastisch beübt werden. 4 der Patienten zeigten ein gutes funktionelles Ergebnis, bei einem Patienten trat eine Wundheilungsstörung ein, die jedoch mit konservativen Maßnahmen therapiert werden konnte. Der gleiche Patient wurde bei sich entwickelnder Streckhemmung im Kniegelenk drei Monate nach Prothesenimplantation wegen einer Quadrizepssehnenteilruptur revidiert, es erfolgte die Quadrizepssehnennaht sowie ein lateral Release. Aufgrund des reduzierten Allgemeinzustandes des Patienten konnte anschließend eine Mobilisation nur noch im Rollstuhl durchgeführte werden.
Schlussfolgerungen
Die Therapie kniegelenksnaher Frakturen erfordert sowohl hinsichtlich der operativen Versorgung wie auch der Nachbehandlung ein differenziertes Behandlungsregime. Insbesonders bei Patienten im höheren Lebensalter kommen häufig noch Begleiterkrankungen mit eingeschränkter Koordinationsfähigkeit, Osteoporose oder Arthrose am betroffenen Gelenk hinzu. Bei zu erwartender schlechter Primärstabilität von Platten- oder Schraubenosteosynthesen oder bei ausgeprägter Gonarthrose steht als alternative Versorgungsmöglichkeit die Implantation einer Kniegelenkstotalendoprothese zur Verfügung. Die Therapie der kniegelenksnahen Frakturen ist sicherlich kein Standardverfahren, sollte aber in die Überlegungen bei der Versorgung entsprechender Patienten miteinbezogen werden.