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Propriozeptives Reflextraining versus Externe Sprunggelenksstabilisierung - eine prospektiv randomisierte Studie zur Prävention von Sprunggelenksverletzungen im Basketballsport
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Das schwere Supinationstrauma ist die sporttypische Verletzung im Basketballsport. Im Rahmen einer prospektiv randomisierten Studie werden die Einflüsse vorbestehender funktioneller und mechanischer Sprunggelenksinstabilitäten, des Tragens einer externen Stabilisierung und eines regelmäßigen propriozeptiven Reflextrainings auf Häufigkeit und Schwere fibularer Bandverletzungen untersucht.
Methoden
64 aktive Basketballer (mittleres Alter 21,6 Jahre) wurden auf die Gruppen 1 (Mikros® Bandage), 2 (propriozeptives Reflextraining) und 3 (Kontrollgruppe) verteilt. Nach einer exakten Aufnahmeuntersuchung (Anamnese, klinischer Befund, Röntgen, isokinetische Muskelkraftmessung) wurden alle Verletzungen im Studienverlauf dokumentiert, alle Sprunggelenksverletzungen standardisiert untersucht. Patienten mit fibularer Bandruptur schieden aus der weiteren Studie aus. Nach 3 Jahren wurde die Abschlußuntersuchung analog der Aufnahmeuntersuchung durchgeführt.
Ergebnisse
Bei Aufnahme in die Studie hatten 11 von 64 Probanden (17,2%) noch nie ein schweres Supinationstrauma erlitten, waren 76 von 128 Sprunggelenken (59,4%) durch ein schweres Supinationstrauma vorgeschädigt und wurden bei 39% der Sprunggelenke arthrotische Veränderungen (°I und°II nach Bargon) nachgewiesen. Im Studienverlauf traten bei den 64 Probanden 47 schwere Distorsionen und 14 fibulare Bandrupturen auf. 35% aller dokumentierten Verletzungen wurden durch ein schweres Supinationstrauma verursacht.Vorgeschädigte Sprunggelenke wurden 3,1 mal öfter von einem Rezidivtrauma betroffen. Sprunggelenke mit vorbestehenden funktionellen Instabilitäten wurden im Studienverlauf signifikant häufiger von schweren Supinationstraumen betroffen (p < 0,001), vorbestehende mechanische Instabilitäten nahmen keinen signifikanten Einfluß. In der Gruppe 2 (propriozeptives Reflextraining) traten mit 8 gegenüber 18 schweren Supinationstraumen signifikant weniger Verletzungen auf (p=0,028) als in der Gruppe 3 (Kontrollgruppe).
Schlussfolgerungen
Eine externe Sprunggelenksstabilisierung kann schwere Sprunggelenksverletzungen nicht verhindern. Regelmäßiges propriozeptives Reflextraining verbessert den propriozeptiven Reflexstatus, trainiert die sprunggelenksstabilisierende Muskulatur und verringert statistisch signifikant die Häufigkeit schwerer Supinationstraumen. Wesentlich für die Prävention von Sprunggelenksverletzungen ist eine exakte Analyse möglicher Störungen der Sprunggelenksstabilisierung. Nur das Erkennen einer Störung ermöglicht durch eine gezielte Therapie eine positive Einflußnahme und damit letztlich das Verhindern einer Verletzung. Nach schweren Supinationstraumen/ fibularen Bandrupturen ist unabhängig von der initial durchgeführten Therapie propriozeptives Reflextraining zur erneuten Bahnung der propriozeptiven Stellreflexe essentiell.