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Die schwere Crush Verletzung der unteren Extremität- adjuvante HBO-Therapie
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Fragestellung
Crush Verletzungen der unteren Extremität sind massive und vitalitätsbedrohende Traumen, welche häufig zum Verlust der betroffenen Extremität führen. Die hyperbare Oxygenation (HBO) ermöglicht u.a. durch Erhöhung der Diffusionsstrecke von physikalisch gelöstem Sauerstoff eine Verbesserung der Gewebeversorgung . Sie stellt damit eine erfolgversprechende adjuvante Therapiemaßnahme bei diesen schweren Verletzungsformen dar. Ziele sind die Begrenzung von ischämischen Zellschäden, eine Verringerung der Infektionsrate, eine Reduzierung der Amputationsrate und die sekundäre Minderung des Funktionsverlustes.
Methodik
37 Patienten mit Crushverletzungen der unteren Extremität wurden von Mai 1998 bis Dezember 2002 prospektiv erfaßt und neben der chirurgischen Primärversorgung adjuvant mittels hyperbarer Oxygenation (HBO) behandelt. Die Verletzungsmuster beinhalteten offene Frakturen (≥Gustilo Grad III) mit 6 subtotalen Amputationen, 15 schweren Unterschenkelfrakturen, 5 Oberschenkelfrakturen mit begleitendem Weichteilschaden, 4 Frakturen OSG/Mittelfußbereich und 10 schwere Weichteilverletzungen der unteren Extremität. Das mittler Patientenalter betrug 42 Jahre. Die HBO-Behandlung erfolgte nach dem Problemwundenschema (140 min., 2,4 ATA). In den ersten 24 Stunden erfolgten meist 3 Kammerfahrten, dann wurde auf 1x täglich ab dem 3. Tag reduziert.
Ergebnisse
Durchschnittlich wurden 10 HBO-Sitzungen pro Patient durchgeführt (1-75). Alle Patienten wurden primär chirurgisch therapiert. Die Kammerfahrten erfolgten in 14 Fällen bei intubierten Patienten. Insgesamt zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Weichteilsituation und ein Rückgang des Weichteilödems sowie eine bessere Demarkierung von Gewebsnekrosen. Die Amputationsrate betrug 10%. In 3 Fällen mußte wegen pulmonaler Nebenwirkungen die HBO-Therapie abgebrochen werden. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Insgesamt konnten in 33 Fällen die Verletzungen zur Ausheilung gebracht werden, bei 4 Patienten war eine Teilamputation der betroffenen Extremität notwendig.
Schlussfolgerung
Die hyperbare Oxygenation stellt eine erfolgversprechende adjuvante Therapiemaßnahme bei der Behandlung der Crush Verletzung der unteren Extremität dar. Die verstärkte Gewebeoxygenierung, die Ödemreduktion sowie die Verringerung des Reperfusionsschadens scheinen in indizierten Fällen die Mikrozirkulation und die Wundheilung zu fördern und den posttraumatischen Gewebeschaden zu reduzieren.